Ayahuasca

Ich hatte im Artikel Jenseitsprägungen zum Ausdruck gebracht, daß unsere Vorstellungen von Leben, Jenseits, Körper, Geist und Zeitlichkeit prinzipiellen Prägungen unterliegen, die adäquat zum  “alten”, konventionellen Kenntnisstandes verlaufen und daher mit dem modernen naturwissenschaftlichen(und esoterischen)Postulat einer (Meta)Realität nicht schritthalten können. Die Nachtod-Existenz, das sogenannte “Jenseits” scheint dabei, wie dort dargelegt, innerhalb eines mehrdimensionalen, übergeordneten Raumes angelegt. Im Sinne eines holistisch/monistischen Verständnisses existieren wir ja bereits in diesem Kontext, auch wenn dies durch unsere reduzierte Perzeptionsfähigkeit momentan nicht unmittelbar sinnlich erfahrbar ist.
Aber was geschieht, wenn wir untermauernd zu dieser These versuchen würden, unsere Pforten der Wahrnehmung (Huxley) mal ein Stück weiter aufzustossen? Neben der religiös motivierten Ekstase könnte diese “Dilatation” zum ganzheitlichen Bewußtsein auch auf biochemisch induzierte Art erfolgen.Die Schlingpflanze “Ayahuasca” südamerikanischer Schamanen scheint hier relevante Hinweise geben zu können. Deren Rausch gilt nicht als halluzinogen in dem Sinne, daß phantastische, subjektive Begebenheiten vor dem inneren Auge ablaufen, sondern es stellt sich laut der psychonautischen Erfahrungsberichte ganz im Gegenteil ein besonders gesteigertes Realitätsgefühl ein, das demjenigen den Schluß vermittelt, Zugang zu einem eigentlichen, viel realeren(Über-) Raum erlangt zu haben; eine Rückkehr in die Normalität wird hingegen als ernüchternde Reduktion des “Eigentlichen” auf das Verkürzte, Profane empfunden. In diesem Kontext möchte ich auf Passendes von dem Dichter und Naturmystiker William Blake verweisen: Von ihm sagt man, er empfing durch seine “imaginativen und unsterblichen Organe” in “besserem Licht” als seine “sterblichen, zugrunde gehenden Augen” es je vermochten, daß es keinen Konflikt zwischen Körper und Geist gibt, daß dies eher die Frage einer dynamischen Interaktion zwischen Materie und Energie ist, daß die materialistische Wahrnehmung solider Körper nichts als eine grobe Verzerrung der allumfassenden Realität darstellt, gefiltert durch die fünf Sinne.
Wie sich das alles zusammenfügt!
Aus George Berkeleys “Sein ist Wahrnehmen” könnte man hierauf ableiten: “Mehr wahrnehmen ist mehr Sein”. Wobei dieses “Mehr wahrnehmen” vor allem evident wird, wenn es objektivierbar ist, um eben eine glaubhafte Abgrenzung zur individuellen Halluzination und persönlich induzierten Psychose zu treffen. Aber bei der Urwalddroge Ayahuasca trifft genau dies erstaunlicherweise zu, denn Erlebnisberichte ganz verschieden geprägter Probanden weisen sehr ähnliche Erlebnisstrukturen auf, sie erzählen von Begegnungen verwandter oder gleicher Begebenheiten oder Entitäten,dabei bieten diese Erzählungen den geübten Schamanen keineswegs eine Überraschung ,da ihnen bereits zu Genüge bekannt ist, welche Erlebnisformen in der im Rausch erfahrenen Welt zum Tragen kommen. Dies möchte ich als Hinweis darauf deuten, daß bei aller metasensuellen Komplexizität des Menschen und bei aller spekulativer Verschwommenheit der “monistischen Physik”eine Hyper-Realität offensichtlich greifbar werden kann und zwar in dem Sinne, daß sie
1.durch Perzeptionserweiterung beschreibar, ja objektiviebar wird und 2.unser organischer Apparat überhaupt bei entsprechender Stimulation Zugang zu jenem Überraum ermöglicht.