Verharren und Beständigkeit

Volkmann-Schluck zum Neuplatonismus: “Das Naturhafte ist von dem Nous, dem Ort der Eide selbst, bereits so weit entfernt, daß es dem Eidos, also sich selbst, immerfort schon entgleitet und sich nur durch unaufhörliche Hervorbringung von wesensgleichen Einzelnen in sich selbst halten kann. Anders steht es aber beim Menschen, der am Nous selbst teilhat, darum sich selbst offenbar ist und für sich einzustehen hat. Im Blick auf uns selbst können wir klar erkennen, daß das Trachten nach dem Hier und Dort, dem Anderen und wieder Anderen auf einer Verkennung beruht. Solches Hinausgehen in das Auseinander des Hier und Dort scheint nur das umfassendere, reichere Leben zu sein. In Wahrheit ist dies Leben im sich zerstreuenden Sichvergehen an das Auseinander ein fortgesetzter Selbst -und Seinsverlust.”

Dies heißt, daß auch der Mensch einerseits -insofern man auf die raumzeitliche Natur seiner Erscheinung schaut – seine Form durch immer fortlaufende Zeugung aufrechtzuerhalten hat – aber dies ist zuletzt nur ein Bleiben im Sehen, eines perzeptiven Bruches- hingegen aber, wenn er dem eigentlichen Sein näherkommen will, – hier unterscheidet er sich vom Tier – seine ihm eigene Möglichkeit ergreifen muß, indem er die Blickrichtung abändert, die die Physis hinter sich lassend eine Zeugung nach Oben, zur eigentlichen präemanierten wahren Beständigkeit bewirkt. Man denke hier an den plotinischen Satz vom Amphibiencharakter des Menschen (der Seele) als Zwischenform zwischen Körpersein und Seelenwelt. Meister Eckharts Geburt des Sohnes in der Seele meint genau dies. Der Mensch muß sich nach oben bilden, indem er seine perzeptiv erschaffene (konstruierte/dezimierte) Formhaftigkeit überwindet und wahrhaft sehen lernt, um so geistig (feinstofflich) fortzuleben. Dies geht nur in einem nach Innen gewandten – oder durch alle Dinge hindurchblickenden – Prozess, das Leben in der Physis, das hierum weiß, verdient nur Beachtung und seinen Sinn in der Frage nach der Zweckerfüllung dieser Hinein- und Höherbildung. Der “Blick auf uns selbst”, das muß hier im Sinne C.G. Jungs gelesen werden, das Selbst, das hier gemeint ist, bildet die Apriorie zu den Körpern und den Subjekt-Objekt Determinationen. Und Plotin: “Vermöge des Geistes denkt man sich nicht mehr als Menschen, sondern ist gänzlich ein anderer geworden und hat sich in die Höhe entrückt, indem man nur den besseren Teil der Seele, der auch allein sich zum Denken beflügeln kann, hinaufzieht, damit jemand dort aufbewahre, was man sah.”