Klang und Magie, Veden

Vedisch: “Das Universum ist ein multidimensionaler Kosmos, d. h. ein offenes System, in dem die verschiedenen (geistigen und grobstofflichen) Dimensionen ineinander übergehen und sich gegenseitig bedingen. Die feinste Form der Materie ist Schwingung (Sabda, Klang) und konstituiert alle anderen materiellen Formen.” (Armin Risi)

Das uns Greifbarste, das Raumzeitliche,  (also im obigen Sinne die dichteste Form) ist zugleich das Bildhafte und am wenigsten Wahrhafte. Es ist wie ein Vexierbild, das aber genug Überzeugungskraft auf die Sinne ausübt, um als Realität anerkannt zu sein.  Die übergeordnete Feinstofflichkeit, die geistbedingten Strukturen und Formkräfte hingegen, bezeichnen im Aufgang den eigentlichen Weg  in das   Existente.
Die Selbstreferenzialität und Selbstreflexivität des Geistes bringt dabei Form hervor, die in ihrer perzeptiven Herabtransformation als raumzeitliche Gestalt ersichtbar wird. Insofern ‘gerinnt’ auch Sabda , Schwingung, ab diesem Grad zur Raumzeitlichkeit, wo sie sich uns physikalisch- perzeptiv erschließt und   so zu dem uns  bekanntem Klang wird. In Nahtoderfahrungen hingegen wird sabda mitunter als grundlegende Schwingung erfahren, die als Klang und gleichzeitig aber als konstitutiv für alle Form -als Grundbaustein jener erlebten Welt-  erfahren wird,  der Charakter dieses Erlebens ist synästhetisch.
Ein Vor-der- Raumform-Sein kann nun gerade durch Klang für den Eintritt in das Raumzeitliche affimiert und in der Bestimmung (Formung) forciert oder beeinflusst werden, wenn man eben davon ausgeht, daß Schwingung sich als  Überbegriff ‘sabda‘ transdimensional fortsetzt.
Hier ist auch der Grund für die magische Praxis, die Anregung einer höheren Position durch Ton, durch (formelhafte) Sprache.  Schamanen berichten wiederholt von alternierenden Welten, in denen sie Wesenheiten begegnen, die durch Gesang und Wort Dinge in die Existenz singen. Der Mensch kann dies innerhalb seiner Möglichkeit nachtun, da er sich als Teil der natura naturans versteht, als Glied in der sich hypostasierenden Kette eines schöpferischen, sich explizierenden Tuns. Die vokale Besprechung  gewinnt dabei ihre Bedeutung viel mehr im Lautmalerischen durch Klangschwingung (dies ist gar eine Bedeutungsebene des Sanskrit) als in einer linguistischen Sinnhaftigkeit. Besprechung und Klang wird zur Affirmation des Überweltlichen (für das Weltliche) nutzbar; Schwingung ist die Urmasse der Schöpfung, Schwingungs-Affirmation IST Schöpfung zur Konkretion, und das perzeptive Quanteln (das Quantum) ist die Existenz der Schöpfung (in ihrer -uns gewohnten- Perzipierbarkeit.
Durch die Interdimensionalität von sabda besteht auch eine Wechselwirkung in beide Richtungen der Hypostasen, somit in Richtung  der Verdichtung sowie in Richtung der Transzendierung. Klang affimiert nicht nur Wunsch und Resonanz aus dem Unbestimmten zum Raumzeitlichen, sondern transkribiert auch das Profane, und in dieser Berwegung entrückt sich auch der Mensch und sendet zugleich Signale an höhere Ebenen.