Strassmann, veränderbare Welt

Rick Strassmann: “Es kommt zu einem Konflikt zwischen der Arterhaltung und dem als Gegensatz zur Sexualität erfolgenden Erreichen eines Zustandes, in dem der individuelle menschliche Geist in seiner großartigsten Form erblüht. Biologisch könnte dieser Konflikt in der Zirbeldrüse ausgetragen werden. Wertvolle Ressourcen werden entweder zur Bildung des für die Fortpflanzung wichtigen Melatonins gebraucht oder für die des spirituell unerlässlichen DMT, für das Hormon der Dunkelheit oder die chemische Substanz des inneren Lichtes.”
Die hier eventuell etwas bizarr anmutende Reduktion zölibatärer Schlussfolgerungen auf die Biochemie des Gehirns (die aber bei Strassmann zuletzt keinen Biologismus meint) soll hier nur insofern von Interesse sein, als sie sozusagen  -paradoxerweise- ein reduktionistisches Gegenargument zur naturalistischen und reduktionistischen Denkart  anstossen kann: Wenn unser Sein, unsere Seinsart das Ergebnis biologisch-molekularer (Hirn-)Tätigkeit ist, was sagt dies dann schließlich über unsere Existenz? Doch nichts anderes, als daß diese selbst nur als eine Empfindung auf  molekularer Basis basiert und entsteht und konstruiert ist. Eine wahrlich dünne und auswechselbare Grundierung gibt sie also für jenes ab, was uns als Welt und  Wirklichkeit so derart  unumstößlich scheint!  Folgerichtig dann ebenfalls Strassmann:  “Das Bewußtseinsmolekül führt uns auch in spirituelle, in geistige Welten. Diese Welten sind normalerweise für uns und unsere Instrumente unsichtbar und in unserem normalen Bewusstseinszustand nicht zugänglich. Die Theorie, daß diese Welten nur innerhalb unseres Geistes existieren, ist jedoch nicht wahrscheinlicher als die, daß sie in Wirklichkeit außerhalb und unabhängig von uns vorhanden sind. Eine Änderung der Fähigkeiten unseres Gehirns, etwas zu empfangen, würde ausreichen, damit wir diese Welten wahrnehmen und mit ihnen interagieren können.”
Carlos Castaneda hat ja genau diesen wichtigen Gedanken exemplarisch in seinem ersten Band über Don Juan Matus wie folgt dargelegt: “Die Zauberer sahen, daß wenn der Montagepunkt (ein Punkt an dem der gesamte Energiefluß einer Energie Masse unvorstellbarer Dimension zur Zusammensetzung der Wahrnehmung konvergiert) in einer neuen Position befindet (etwa durch psychotrope Pflanzen) ein anderes Bündel von Energiefeldern durch ihn hindurchgeht, so daß der Montagepunkt gezwungen ist, diese Energiefelder in Sinnesdaten zu verwandeln und zu interpretieren, was im Ergebnis zur Wahrnehmung ganz neuer Welten führt.” (!)
In einem Satz zusammenfassend läßt sich sagen: Welt ist Bild, ist (biologisch veränderbare) Wahrnehmung, ist intersubjektiv wahr.