Platon und Offenbarung

Ein ganz fundamentaler Unterschied zwischen “Platon und Bibel” (weitergefaßt zwischen Philosophie und Offenbarung) besteht nun darin, daß Platon das Wissen bzw. die Verantwortung (und den Grund) der Destination des Menschen eben in die Hand des selben legt. Es existiert keine Offenbarung, keine Handreichung von Außen.  Der Auftrag, der hieraus erwächst (“Erinnern–was wir “Lernen” nennen”), ist nicht weniger als Menschheitsagenda, ein evolutionärer Prozeß, der sich daher zwangsläufig als Ökumene -nämlich unter Sammlung sämtlicher Errungenschaft – sämtlichen Wissens- erweisen und bewähren muß. Hier kommt man, so man möchte,  zu  Karl Jaspers, der daher sagen kann: “Wahrheit ist was uns verbindet.”
Und um dem möglichen Mißverständnis entgegenzuwirken, Religiösität und Auschließlichkeit gehörten zwangsweise zusammen, ein aufschlußreiches Zitat von v.Glasenapp über “die” indische Religion:
H.v. Glasenapp:” Während die meisten abendländischen Metaphysiker…ihre Anschauungen für der Weisheit letzten Schluß ansahen, haben manche Inder schon seit der vedischen Zeit die Meinung vertreten, daß es eine für alle Menschen und alle Zeiten gültige religiöse oder philosophische Erklärung nicht geben könne, sondern daß nur eine Vielheit von Anschauungsweisen von verschiedenen Standpunkten aus je einen Teilausschnitt der für das Fassungsvermögen der Sterblichen unerkennbaren höchsten Wahrheit zu vermitteln vermag…. Diese ´dynamische´ Einstellung zum Wahrheitsbegriff hat den indischen Philosophen schon frühzeitig die Erkenntnis ermöglicht, daß alle Versuche, die Welt zu deuten, stets nur provisorischen und symbolischen Wert haben können.”