Zum Symbolischen

Sexus, Kunst, Liebe, Religion:
Ein Verbindendes von Sexus und Kunst: Es handelt sich zuletzt um höchst unvollkommene Versuche zur Beschreibung der Kräfte, die auch den universalen Heilsprozessen zugrunde liegen. Dies ist die tantrische Lesart. Eben solches gilt für das, was die Menschen ‘Liebe’ nennen, eben solches gilt gar für die Religion, jedenfalls in ihrer theistischen Ausprägung. Zu subsumieren ist all dies unter einer einzigen Begrifflichkeit des Symbols.
Wie ist hier weiter anzuknüpfen? Erwähntes rekurriert auf einen angelegten Wunsch nach Übersteigung, und dieser ist in seinem Vollzug etwas, was eine Beziehung herstellt, etwas Verbindendes, da das Übersteigende die Eigenschaft besitzt, zur Einheit zu streben, es möchte dabei gleichsam eine Addition vollführen, die ihre Summe übertreffen muß. Auch das exkludierende Verharren auf einer Position ist als ein Symbolisches verstehbar, nämlich wenn es als (separiertes) ‘Trägertum’ für den Gedanken des auf das Eigentliche (Eine) Rückbezogene fungiert. Im Entwicklungsprozeß der divergierenden Meinungen kann es dabei zu “wilden” oder uneffektiven Verknüpfungen oder Synkretismen kommen, und zwar wenn ein Spektrum an Gedanken durch seine ungerichtete, fragmentierte und unzureichend reflektierte Sicht nicht zur aufsteigenden Bewegung deutet und so den aktualen Erkenntnisrahmen noch nicht zu transzendieren befähigt ist. Daher auch das Wesen der Geheimlehre, sie ist ein Destillat höchster Erkenntnis -sie birgt diesen Prozeß bereits als Abgeschlossenes in sich, sie ist ganz Resultat- und ihrem Wesen der Einsicht nach ist sie elitär und solange den Vielen vorbehalten, bis der breite Bewußtseinsstrom in die Lage versetzt ist, ihr zu folgen. Einige mögen hier anzweifeln, daß eine globale (Bewußtseins-)Hebung dieserart überhaupt je erreichbar ist, andere (zuletzt alle, die sich Idealist nennen können) erkennen hierin nicht weniger als die innere Notwendigkeit allen Daseins selber und schauen auf jenen universalen Telos, der immer in eine Erkenntnis-Bejahung mündet, zur Rückexplikation des Ursprungs drängt. In diesem Kontext erscheint die breitenwirksame Religion bekanntermaßen als eine Übersetzung für die Vielen. (Wohlwollend besehen: Um schlimmeren Irrtum zu verhindern, um den Menschen in seinem transzendent angelegten Grundwesen zu bestätigen und zu stärken, kritisch betrachtet fungiert diese Übersetzung aber schlicht als Hemmung aller bewußtseinsevolutorischen Bewegung.)
Erkenntnisgeleitetes Sein strebt zuletzt nach Durchdringung, begnügt sich nicht (mit einem Bild) und betrachtet immer die Möglichkeit zur Übersteigung aller Lebensbereiche und meint so die Konkretion eines immanent Transzendenten zur Lebenswirklichkeit (außerhalb deren Vollzug kein Anderes ist). Bleibt man aber(bewußt) im Symbolischen, muß man jenes in seiner Rolle als Platzhalter verstanden wissen und den geistigen Blick durch dieses hindurch offenlassen (um das Symbol) zur Konkretion bereitzuhalten), sonst nimmt das Symbol in einer Bezuglosigkeit (oder Bezugsferne) musealen Charakter an und wird ganz erstorben. Betrachtet man den Umgang der Menschen mit dem Symbolischen in der Zeit, gewinnt man den Eindruck, daß dessen Bedeutungsinhalte (und nicht weniger der von Namen) gleichsam beliebig varianten Charakter annehmen und der Mensch im Großteil jenen eine äußerliche Ehrfurcht entgegenbringen mag, und dies selbst dann noch, wenn der Gehalt gleich einer Travestie verkehrt worden ist. Oder anders gesagt: Symbole und Namen sind nicht viel mehr als Projektions-und Protektionsräume für die variante Begehrlichkeit der Menge (geworden). So hat man sich zuletzt Archonten geschaffen, die weit bessere Auskunft über die Menschen (und ihre Verfehlungen) geben als über ursächliche Intentionen.