Kirchenschwund

Was den Schwund der Kirchenmitglieder betrifft: Man diskutiert, rätselt, überlegt, wo die Ursachen dafür zu suchen sind. Man spricht von der Rolle der Medien, der schleichenden Säkularisierung “seit Rousseau”, von kontraproduktiven Einflüssen einer falsch gearteten Erziehung, einer verkehrt gelenkten Einwanderung, einer falschen libertären Grundhaltung, einem latenten Hang zu (unerwünschter) Individualisierung, zu gesellschaftlicher Atomisierung, Hedonismus und allgemeinem Verantwortungs-Verlust, man geht von schädlichem Einfluß von moderner Musik und Computerspielen und falschen Predigern und esoterischen Sekten und Glaubensbekenntnissen und anderen Aufweichungen „des wahren“ Bekenntnisses durch unerlaubte Synkretismen etwa oder Falschauslegungen der Schrift und anderen ähnlichen “Fehlleistungen” aus. Hat man dabei aber nicht eventuell vergessen, das Allereinfachste in Erwägung zu ziehen? Daß der Glaube, dem man sich verlustig sieht, schlicht von Beginn der falsche Glaube gewesen sein könnte und sich dieser nach Zurückhaltung von institutioneller Knute und staatlichem Zwang einer inneren, allgemeinen Vernunft gemäß sukzessive zurückzuziehen hat, sich in den Köpfen quasi eine lange vorenthaltene Normalisierung, Neuverortung , ja Gesundung vom Irrtum durchzusetzen beginnt?