Zeitliche Religion

Nach der Papstwahl die (deutschmediale) Erwartung von Reform und all dieses kirchenliberale Gerede (niemanden im Ausland interessiert das.) Wenn die Kirche eben “die Kirche” sein will, muß sie schlicht und prinzipiell  ihrer Tradition verhaftet bleiben. Die Alternative wäre die eigene Auflösung.(Die evangelische Kirche hat da schon die Richtung aufgezeigt). Aber:(und da liegt das Eigentliche): Dieses Verharren in dogmatischer Konsequenz ist meinem religiösen Verständnis nach falsch und über dieses Faktum mag eine Intuition der Menge und dazu das unlösbare Problem der Verantwortlichen existieren, denn ihre Lehre ist tatsächlich aus der Zeit gefallen, dem Charakter nach aber keineswegs überzeitlich.
Denn die eigentliche Aufgabe des Religiösen wäre die fortschreitende Durchdringung des vermeintlich profanen Raumes (siehe hierzu mein Artikel “Definition Religion”). Die Auseinandersetzung an der Grenze zur Erfahrbarkeit des Mysteriums evoziert dabei eine zunehmende Ästhetisierung dieses Raumes (und die Ästhetisierung des Raumes vollbringt ihrerseits eine Auseinandersetzung mit dem Mysterium). Das sichtbare kirchlich/europäisch-geschichtliche Zeichen hierfür ist die Kathedrale. Denn die Kathedrale ist in Stein gemeißeltes Abbild, Konservierung des zeitbezogenen Standes eben dieser Auseinandersetzung. Da der tatsächliche Charakter jener aber inkludierend und progressiv, totalökumenisch technologisch/naturwissenschaftlich, erkenntnisorientiert,(nicht erkenntnisverweigernd!) sein muß, ist die Kathedrale als Sinnbild des theologischen Erkenntnisstandes /des Religiösen der Kirche lediglich eine museale/etappenbezogene Abbildung eines zeitgebundenen, unvollständig geleisteten und somit überholten Sakralisierungsversuches.