Zeit und Zahlenreihe

Der Physiker Carlo Rovelli: “Die Gravitationsquanten entwickeln sich nicht in der Zeit, vielmehr ensteht die Zeit als Folge ihrer Wechselwirkungen. Das Vergehen der Zeit ist Teil der Welt, ensteht innerhalb der Welt, aus den Beziehungen zu den Quantenereignissen, die die Welt bilden und selbt ihre eigene Zeit generieren. Die Illusion, daß wir uns in einem Raum-Zeit-Kontinuum befinden, ist nur der unscharfe Blick auf dieses dichte Gewimmel aus elementaren Prozessen.”

Volkmann Schluck
über Plotin: “Die Erzeugung der Zahl, der Bestimmtheit als solcher, ist die Genesis der Sichtbarkeit selbst.”
Dies ist in einer Computeranalogie am ehesten zu vermitteln: Die Welt ist in ihrer (vor-) perzeptionellen Apriorie diskreter Natur und besitzt dadurch eine Potenz zur Unterscheidbarkeit, diese Potenz wird durch die Zahl repräsentiert bzw. macht diese die Grundkonstitution des Apriorischen verbalisierbar. Die Zahlenreihe (als Anordnung im Sinne einer Setzung) ist dabei Vorform und Bedingung zur perzeptionellen Übertragung, stellt schon ihre Grundbedingungen bereit, ist insofern schon eine Geschaffenheit – die Perzeption meint dann lediglich die Visualisierung dieser Anlage. Die reduzierende (und in der Reduktion konstuierende) Blickrichtung bezeichnet in unserem Verständnis ‘Welt’ (analog etwa Platons Schattenspiel an der Wand ist unsere Welt also Reduktion). Die höhere, eigentliche Entitität – die Idee – ist gleichsam also das Programm, das dezidierte Zahlenkonglomerat, das durch ebenso festgelegten Abgriff Welt erst generiert. Ganz in diesem Sinne ist auch die Zeit aus diskreten Einheiten als Bedingtes zu verstehen, welches nur beobachtungsabhängig expliziert ist – gerade passend auch zu Heisenbergs und Weizsäckers Diktum, daß Raum und Zeit nicht apriorischen Charakters sind.
Im Wissen dieses Sachverhaltes kann die aus dem Neuplatonischen formulierbare Aufgabe nun darin gesehen werden, innerhalb des Raum-Zeit Kontinuums eine Ahnung, ein Gefühl zu entwickeln, die Zeitlichkeit zur Überzeitlichkeit zu übersteigen, eine Ausrichtung auf Nicht-Zeitliches zu formen um so das linear empfundene Wesen der Hiesigkeit zu transzendieren. Zwar ist uns die Zeit durch Wandlung und Abfolge und Vergang absolut evident, jedoch ist sie uns – und hierin besteht ja eine Tröstung über die Vergänglichkeit hinweg – nur in der Kopplung an den Raum und die Körperlichkeit manifest.