Hegel, Pflicht

“Das Gute hat zu dem besonderen Subjecte das Verhältnis das Wesentliche seines Willens zu sein, der hiermit darin schlechthin seine Verpflichtung hat. Indem die Besonderheit von dem Guten unterschieden ist und in den subjectiven Willen fällt, so hat das Gute zunächst nur die Bestimmung der allgemeinen abstracten Wesentlichkeit, – der Pflicht; – um dieser ihrer Bestimmung willen soll die Pflicht um der Pflicht willen getan werden.”
(Hegel – Das Gute und das Gewissen)

Hegel spricht von einer Pflicht zum Guten. Und er sagt, diese Pflicht soll um der Pflicht willen getan werden. Die Pflicht zum Guten liegt dabei in der Bestimmung des Subjektes, in der Geschiedenheit des Besonderen von dem Guten (zu dem es strebt). Dies heißt auch: Ohne das Wahrnehmen dieser Pflicht (perzeptiv und handelnd) ist der Mensch gar nicht ‘individuiert’ zu nennen.

Das heißt also, daß die Ausübung der Pflicht als ein sich in ein Verhältnis zum Gesamten Setzen angesehen werden kann, einem Gesamten, das als Ganzes prinzipiell ja allem zugeordnet und vorangestellt bzw. inhärent ist, nun aber in seiner alltäglichen subjektiven Ermangelung zur Bewußtheit als ein Entferntes zu kommen hat und somit als eine angelegte Wirkmacht spürbar nach der Tat drängt. Die Tat ist die gelebte Pflicht, das Gefühl für die Pflicht indes der innere Drang des Im Bezug Stehenden, zum Ganzen zu kommen, (was ein Zu Sich Selber Kommen ist). Ist das Gefühl der Pflicht verstellt, ist im Menschen große Unklarheit, Verwirrtheit. Der Mensch befindet sich noch im Zustand, in dem er in aller Regel mit der Befassung um seine eigene Person, seiner eigenen praktischen oder mentalen Daseinssicherungen vollauf befaßt ist, er ist also in einer Reduktion der Blickrichtung auf seine Person befangen, somit in großer Bewußt- und Bezuglosigkeit. Der Austritt aus den individuellen Belangen meint so auch die Gewahrwerdung einer dem ureigenen Wesen eigentlich fremden Isolation und des Schmerzes, der diese Erkenntnis begleitet, der sich nun in seinem Wunsch nach Überwindung aber auf das Ganze richtet. Herbert Fritsche sagte im Bewußtsein der Notwendigkeit der Ich-Abgabe: “Wer werden will, verwehe mit den Winden.”