Spekulation, Schelling, Whitehead

Die Spekulation, also das bewußte Hinausgehen über empirische und praktische Erfahrung, gerät gerade ab dem Positivismus und dem philosophischen Materialismus in die Kritik. Aber auch die Theologie einer geoffenbarten Verkündung erteilt der Spekulation eine klare Absage.
Schelling aber wußte noch : “Die Ideen, zu denen sich unsere Spekulation erhoben hat, hören auf, Gegenstände einer müssigen Beschäftigung zu sein, die unseren Geist nur zu bald ermüdet – sie werden zum Gesetz unseres Lebens, und befreien uns, indem sie so selbst ins Leben und Dasein übergegangen-zu Gegenständen der Erfahrung werden…” und schärfer: “Die bloße Reflexion ist also eine Geisteskrankheit des Menschen, noch dazu, wo sie sich in Herrschaft über den ganzen Menschen setzt, diejenige, welche sein höheres Dasein im Keim, sein geistiges Leben, welches nur aus der Identität (Identität aus Natur und Geist) hervorgeht, in der Wurzel tötet”.
( Das Äquivalent in der Kunst:  Zwecklos, lediglich bewußt tätig zu sein, zwecklos zu repetieren. Die Kunst kann nur in der Wagnis, im kühnen Schritt ins Unbekannte sich selbst gerecht werden.)
Alfred North Whitehead:
“Die spekulative Vernunft ist ihrem Wesen nach von methodischen Einschränkungen frei. Ihre Funktion besteht darin, über die eingeschränkten Gründe hinaus zu den allgemeinen Gründen vorzudringen und die Gesamtheit aller Methoden als durch die Natur der Dinge koordiniert zu verstehen – eine Natur der Dinge, die nur durch das Überschreiten aller methodischen Schranken begriffen werden kann.”
„Aufgabe der Spekulation ist es, das Denken schöpferisch in die Zukunft wirken zu lassen; und sie erfüllt diese Aufgabe, durch das Erschauen von Ideen, die das Beobachtbare umfassen:”