Arthur Schopenhauer: “Der Optimismus ist im Grunde das unberechtigte Selbstlob des eigentlichen Urhebers der Welt, des Willens zum Leben, der sich wohlgefällig in seinem Werke spiegelt: und demgemäß ist er nicht nur eine falsche, sondern auch eine verderbliche Lehre. Denn er stellt uns das Leben als einen wünschenswerten Zustand und als Zweck desselben das Glück des Menschen dar. Davon ausgehend, glaubt dann jeder den gerechtesten Anspruch auf Glück und Genuß zu haben: werden nun diese, wie es zu geschehn pflegt, ihm nicht zuteil; so glaubt er, ihm geschehe Unrecht; ja er verfehle den Zweck seines Daseins – während es viel richtiger ist, Arbeit, Entbehrung, Not und Leiden, gekrönt durch den Tod, als Zweck unseres Lebens zu betrachten (wie dies Brahmanismus und Buddhaismus und auch das echte Christentum tun); weil diese es sind, die zur Verneinung des Willens zum Leben leiten.”
‘Arbeit, Entbehrung, Not und Leiden’ sind Zweck oder Begleitung zur Verstetigung der Gattung. Erkennt der Mensch aber diesen Zweck und will er ihn hintergehen, verliert er in gewisser Weise diesen ersten Lebenssinn und das Leben ist zwar unter Umständen von dieser Last befreit aber von profaner Perspektive betrachtet ohne eigentliche Aufgabe. Es kann dieserart tatsächlich zu einem ganz vertanen Dasein werden, weil es dann ganz umsonst gelebt wird, wenn es der leiblichen Verstetigung nicht mehr dienlich ist, aber ebenso auch keinen Zugewinn im Geiste anstrebt. Dieser Gewinn ist das zweite, das größere Leben und ist in jungen Jahren bald verstellt durch die Libido zur biologischen Verstetigung und noch eher durch die zugehörige (folgende) fortwährende und alles verschlingende Daseinssicherung. Im weiteren Lebensweg aber – und dies ist weit tragischer – geschieht eine Verstellung durch das Verpassen der Lebenskehre (als Möglichkeit zur Geistigkeit) und ewigen Perpetuierung der lange vergangenen und überholten Jugend, was als untrügliches Signum altersbedingter Stagnation und Erstarrung und schlicht einer Verweigerung zum Sein selbst gelesen werden muß.