Gefäß

Meister Eckhart sagt: “Kein Gefäß kann zweierlei Trank in sich fassen. Soll es Wein enthalten, so muß man notgedrungen das Wasser ausgießen; das Gefäß muß leer und ledig werden. Darum sollst du göttliche Freude und Gott aufnehmen, so mußt du notwendig die Kreaturen ausgießen; das Gefäß muß leer und ledig werden. Sankt Augustinus sagt: Gieß aus, auf daß du erfüllt werdest. Lerne nicht lieben, auf daß du lieben lernst. Kehre dich ab, auf daß du zugekehrt werdest. Kurz gesagt: Alles was aufnehmen und empfänglich sein soll, das soll und muß leer sein.”


Diese Textstelle fügt sich zu einer spezifischen Nahtoderfahrung eines Probanden, der aufgrund seines Erlebnisses schlicht nach dem Sinn des Lebens gefragt wird. Die Antwort fällt in gewisser Weise frappierend einfach aus: das Leben selbst biete eine Möglichkeit des Wachsens, um die Kraft und die Liebe der umfänglichen und unnennbaren, aber in der NTE als Lichterfahrung erlebbaren ‘Entität’ aufnehmen, fassen und halten zu können – um sie schlußendlich selber zu sein. Daß man einst diese Kraft gleichsam einem hierzu ausreichenden Gefäß in sich aufzunehmen geeignet ist, ist Ergebnis einer sich individuell evolvierenden Öffnung zum Ganzen im Bewußtsein der Möglichkeit einer Wesensannäherung bis zur inneren Wesensgleichheit durch Erringung und Entfaltung der verborgenen eigenen Größe bzw. Unendlichkeit.