Bertholet, Wörterbuch der Religionen:
“Mystik ist eine Erscheinung, die weder an Zeit noch Ort gebunden ist: sie redet die Sprache aller Religionen, aber keine Religion ist ihr wesentlich …”
“…verschiedene Äußerungsformen des mystischer Grundtyps- Im einzelnen vergleiche Brahmanismus, Taoismus, Orphiker, Neuplatonismus, Sufismus, Angelus Silesius, Bernhard von Clairvaux, J.Böhme, Bonaventura, Eckehart, Seuse, Tauler, Tersteegen, Hl.Theresa von Avila , u.a.”
Zu Meister Eckhart:
Kurt Flasch wirft die Frage auf, ob Eckhart Mystiker oder Philosoph genannt werden könne (und entscheidet sich dann für letzteres).
Weischedel hat hingegen diese Frage schon 1966 folgend beantwortet. Er kennzeichnet Eckeharts Methode als “mystisches Philosophieren”.
Eckart: “Soll man nicht ungelehrte Leute lehren, so wird nie jemand lehren und schreiben. Denn darum belehrt man die Ungelehrten, damit sie aus Ungelehrten zu Gelehrten werden.” Insofern ist Eckart noch eher ein Mystagoge zu nennen. Dies obwohl seine Mystik gar keine eigentliche Anleitung kennt, sondern diese nur im Verständnis, in der Einsicht und durchaus im praktischen Vollzug seines zentralen Anliegens besteht, das sich folgend zusammenfassen läßt: Der Mensch ist nur als Gott. Und nur dann IST er, existiert er im eigentlichen Sinne, nach Abzug aller nichtigen Attribution hat er folglich die conditio humana überwunden und ist in einer letzten, unbenannten -Gott meinenden- Univozität aufgegangen. Eckharts Mystik meint ganz und gar die Bewußtwerdung und den Vollzug dieses Sachverhaltes.
In diesem Sinne auch weiter Weischedel: “Eckehart geht über diesen für alles christliche Denken selbstverständlichen Gedanken (daß Gott das Sein ist) noch hinaus.” Eckhart: “All unser Wesen liegt in nichts als in einem Zunichte werden.” “Gott ist eine überwesende Nichtheit.” “In diesem Einen sollen wir ewiglich versinken von Nichts zu Nichts.” Und: “Alle Dinge sind Gott selber.”
“Inhaltlich greift Eckhart in zentralen Punkten über Thomas von Aquin hinweg auf die neuplatonische Tradition zurück, statt der thomasischen “analogia proportionalitatis”, nach der das Sein der Kreaturen Anteil hat am Sein Gottes, lehrt er eine “analogia attributionis”: Das Sein der Kreaturen IST das Sein Gottes, es ist völlig und immer neu abhängig vom Sein Gottes, denn “die Kreaturen sind -in ihrer Kreatürlichkeit – ein reines Nichts”. Auch die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Sein und Erkennen in Gott, mit der Eckhart sich schon 1302 auseinandersetzt, kann er daher neu beantworten: Nicht weil Gott ist, erkennt er, sondern weil er erkennt, ist er. Alles Sein wird somit in Gott transzendiert, oder – so lautet die “mystische”, keineswegs aber pantheistische Konsequenz -Gott wird immanent erfahrbar.” (Joachim Theisen)
Eckhart: “Solange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht verstehen.”
H.J.Störig über Eckehart: “Mystik als Geisteshaltung ist nicht zeitgebunden.”
Eckhart:” Die Gottheit wirket nicht, in ihr ist kein Werk.”
“Die enge Verklammerung, in die religiöser Glaube und Weltweisheit durch Albert, Thomas und andere gebracht worden waren, hatte nicht nur der Philosophie durch die scholastische Unterordnung unter theologische Zwecke eine Fessel angelegt, sondern auch dem Glauben durch seine Bindung an die im Grunde ganz weltliche Weisheit des Aristoteles.” (ohne Quelle)
“Die Philosophie Eckharts ist in formaler Hinsicht nicht mit den großen Systemen der Scholastik zu vergleichen.” (ohne Quelle)
“Eckeharts großer Grundgedanke ist die alte mystische Lehre von der Einheit Gottes und der Menschenseele.” (ohne Quelle)
Ein Brückenschlag zu den östlichen Philosophien: Eckhart: `Du sollst allzumal entsinken deiner Deinesheit und sollst zerfließen in seine Seinesheit und soll dein Dein in seinem Mein ein Mein werden also gänzlich, daß du mit ihm verstehest ewiglich seine ungewordene Istigkeit und seine ungenannte Nichtheit´
Erreicht die Seele diesen Zustand, indem sie alles ausscheidet, was sie von Gott abtrennt, so wird sie Gott gleich. Die Seele erhebt sich in diesem Zustand über Raum und Zeit. Sie erkennt, daß das allem zugrunde liegende Wesen nicht zeitliche Vergänglichkeit ist, sondern ewige, zeitlose Gegenwart.”
Glasenapp : “Es besteht kein Zweifel darüber, daß…das religiöse und mystische Moment in Europa eine Rolle gespielt hat, die derjenigen in Indien in vielem entspricht.” “Indische und abendländische Philosophie stimmen miteinander darin überein, daß sie ihre Entstehung ursprünglich blutsmäßig einander nahestehenden Völkern verdanken, und daß ihre Hauptwerke gleicherweise in indogermanischen Sprachen abgefasst sind.”