Ontisches Kontinuum

C.G. Jung: “Da Psyche und Materie in einer und der selben Welt erhalten sind, überdies miteinander in beständiger Berührung stehen und schließlich beide auf unanschaulichen tranzendentalen Faktoren beruhen, so besteht nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß Materie und Psyche zwei verschiedene Aspekte einer und der selben Sache sind. Die Synchronizitätsphänomene weisen, wie mir scheint, in diese Richtung, indem ohne kausale Verbindung Nicht-Psychisches sich wie Psychisches et vice versa verhalten kann.”

Wir sehen hier also auf ein ontisches Kontinuum. Das Universum ist psychisch, insofern der Fokus der Betrachtung auf dessen Bedingtheit durch Bewußtseinsinhalte gelegt wird, und es nimmt physikalischen Charakter an, wenn man den Blick ganz auf die Festigkeit und Stetigkeit (die Meßbarkeit) dieser Inhalte lenkt. Tatsächlich handelt es sich hier um verschiedene Aggregatzustände ein und der selben Feinstofflichkeit noussphärischer Dispositionen bzw. der apriorischen ontischen Seinsstufe. (Und auch die Messung oder Objektivierung ist nicht abzukoppeln vom Gesamten, das eben immer auch subjektive Aspekte des Beobachters in das Ergebnis einschließt.)
C. G. Jung sagt: “Wenn ich meinen Begriff von Realität auf die Psyche veschiebe, wo er einzig wirklich am Platze ist, so hört damit auch der Konflikt zwischen Natur und Geist als Erklärungsgründen auf. Sie werden zu bloßen Herkunftsbezeichnungen für die psychischen Inhalte.”
Man bedenke hier auch für den Neuplatonismus das Seelische als (unteren) reinen Geistaspekt und denke alles Gedachte und so Seiende von der Perspektive des Nous: Volkmann Schluck für den Neuplatonismus: “Was der Nous denkt, ist das Gedachte seines eigenen Denkens. ‘Denn wenn sein Wesen etwas für sich wäre und, was er vernimmt von ihm selbst verschieden, dann wäre sein Wesen selbst ungeistig und er wäre wiederum der Möglichkeit nach, nicht der Wirklichkeit nach.’ (Plotin)”
“Die Selbigkeit von Denkendem und Gedachtem macht in der Weise das Wesen des Nous aus, daß das Sein des Denkenden nichts anderes ist als das Sein des Gedachten, als das der Nous wirklich denkend ist. Wenn er also nur das vernimmt, was er selbst ist, dann muß man ihn als das bestimmen, was er vernimmt.”
“Was ist nun seine Wirksamkeit und was vernimmt er, damit wir ihn als das ansetzen, was er vernimmt? Nun, es ist klar, als wesenhafter Geist vernimmt er das wesenhaft Seiende und bringt es ins Sein. Er ist also das Seiende. Er vernimmt im Vernehmen des Seienden nichts anderes als sein eigenes Sein.”