Gebet und Sein

Meister Eckhart: “Nun frage ich wiederum: Was ist des abgeschiedenen Herzen Gebet? Darauf antworte ich wie folgt und sage: Abgeschiedene Lauterkeit kann nicht beten, denn wer betet, der begehrt etwas von Gott, das ihm zuteil werden solle, oder aber er begehrt, daß ihm Gott etwas abnehme. Nun begehrt das abgeschiedene Herz gar nichts, es hat auch gar nichts, dessen es gerne ledig wäre. Deshalb steht es ledig allen Gebets, und sein Gebet ist nichts anderes, als einförmig zu sein mit Gott. Das macht sein ganzes Gebet aus.”

Dieses Gebet meint keine Bitte, keinen Dialog zwischen Mensch und Gott, überhaupt kein In- Relation- Treten irgendeiner Art, sondern nur ein Verhalten zum (einzigen) Sein als solches (werdende) Sein . Es meint eine hiesige Ausrichtung zum Ganzen in aller Zeit und aller Gelegenheit zu einer Werdung, die ganz selbstreflexiv genannt werden kann, da das Denken vom Subjekt weggenommen und nun aber vom Höchsten her gedacht wird, das sich eben selber sucht.

“Gleichheit, Einheit oder Identität des Seins Gottes durch oder als Denken ist also nicht als ein starr in sich fixiertes, in sich verschlossenes Eines zu denken, sondern als ein in dem Anderen seiner selbst, d.h. in seiner Gleichheit sich selbst entfaltendes und auf sich selbst sich zurückbeziehendes Sein zu begreifen. ” (Beierwaltes über Eckhart)

Dieser Rückbezug ist das tatsächliche Werk, ist Auftrag und Weg.
Die Anbetung hingegen affirmiert Welt und Materie, delegiert die spirituelle Initiative nämlich an ein Ens – also wiederum an ein Bild als einer Manifestation aus dem doch allem Ureigenen und hält den Menschen also ganz in Abhängigkeiten seiner eigenen begrenzenden Emanationen. Man kann auch sagen, der Mensch hindert so die Unmittelbarkeit seiner Verbindung zum Einen.
Denn das “Denken ist ein Zusammensehen des vielen Gedachten in das Eine, welches alles Gedachte einheitlich ist.” (Volkmann-Schluck)
Das Denken aber ist Akt im Subjekt allein, das sich objektiviert. Es hat nichts außerhalb.