Formen des Pantheismus

Der Pantheist
Was soll mir euer Hohn Über das All und Eine? Der Professor ist eine Person, Gott ist keine.

(Goethe, Lyrische Dichtungen, Weimar 1828 -1832)

Karl Frick: “Der Pantheist ist also ein Vertreter einer Lehre, in der das All, ja die ganze Welt zusammen die Gottheit darstellt. Daraus ergibt sich eine unpersönliche Auffassung Gottes. Die älteste Form des Pantheismus finden wir wohl in der indischen Philosophie. Doch gibt es zahlreiche Formen, die in der Philosophie meist in vier Hauptformen aufgegeliedert werden.
a) der sogenannte theomonistische Pantheismus. Er ist weitgehend mit dem Akosmismus  identisch.Er erkennt nur Gott allein als existierend an, während es eine Eigen-Existenz der Welt nicht gibt. Alle Erfahrungsdinge gelten aus diesem Grund nur als Schein. Fichte nannte sich selbst einen Akosmisten.
b) der physio-monistische Pantheismus. Nach seiner Auffassung besteht nur allein die Welt und mit ihr die Natur, die als Ganzheit Gott genannt wird. Damit wird die Eigenexistenz Gottes aufgehoben. Seine Hauptvertreter  waren die Philosophen Wilhelm Ostwald, Ernst Haeckel und Hyppolyte Taine.
c) der transzendente (mystische) Pantheismus. Er ist der “klassische” Pantheismus, der von Karl Christian Friedrich Krause in den Panentheismus (Das Weltall ruht in Gott, die Welt ist eine Erscheinungsform Gottes)umgewandelt wurde.
d)der immanent-transzendente Pantheismus. Nach ihm spiegelt sich Gott in den Dingen und verwirklicht sich in ihnen. Daher sind Gott und Natur gleich. Es ist die Lehre, dessen Hauptvertreter  Benedictus de Spinoza und der Deutsche Idealismus (Goethe, Schleiermacher und Eucken) waren.
Fast jede neuere Metaphysik besitzt pantheistische Einflüsse. So finden wir im System Schellings die Gleichsetzung von Geist und Natur. Bei Hegel verwirklicht Gott sich selbst durch  den Werdeprozeß der Welt. Man spricht daher auch von einem evolutionistischen Pantheismus, der eine Entwicklung des Absoluten in der Welt und durch sie hindurch lehrt. Zu ihren Vertretern ist auch Bergson zu zählen, und in gewissem Sinn die moderne Theosophie der H.P. Blavatsky. Mit dem transzendenten (mystischen) Pantheismus ist der “emanistische” Pantheismus weitgehend identisch. Durch Emanation gehen die Wesen und Dinge aus einem Absoluten hervor und kehren wieder zu ihm zurück. Diese Auffassung wurde bereits durch den Neuplatonismus vertreten.”
In dem Kontext ist eine Einordnung Spinozas durch Hegel interessant:
Nach Hegel würde Spinoza in Kategorie a) gehören, denn er sagt: “..daß in dem Spinozistischen System vielmehr die Welt nur als ein Phänomen, dem nicht wirkliche Realität zukomme, bestimmt wird, so daß dieses System vielmehr als Akosmismus  anzusehen ist. ”
Und: “Daß es …keine Welt gebe, so etwas hält man leicht für ganz unmöglich oder wenigstens für viel weniger möglich, als daß es einem in den Kopf kommen könne, daß es keinen Gott gebe.Mann glaubt und dies eben nicht zur eignen Ehre viel leichter, daß ein System Gott leugne, als daß es die Welt leugne; man findet viel begreiflicher, daß Gott geleugnet werde, als daß die Welt geleugnet werde.” (Hegel, Wissenschaft der Logik)