Arthur Schopenhauer: “Alle die (Hegelianer), welche solche Konstruktionen des Weltverlaufs oder, wie sie es nennen, der Geschichte aufstellen, haben die Hauptwahrheit der Philosophie nicht begriffen, daß nämlich zu aller Zeit das selbe ist, alles Werden und Entstehen nur scheinbar, die Ideen allein bleibend, die Zeit ideal. Dies will der Platon, dies will der Kant. Man soll demnach zu verstehen suchen, was das ist, wirklich ist, heute und immerdar, d. h. die Ideen (in Platons Sinn) erkennen. Die Toren hingegen meinen, es solle erst etwas werden und kommen.”
Nun verstehe ich hier gar nicht den Reibungspunkt! Natürlich muß ja etwas werden, nämlich das Verständnis über das Ewige, also das Erkennen! So muß ja erst das Eine werden – als in sich selbst Zurückgenommenes, in der Aufhebung jener fragmentierten Wahrnehmungsart, die alles als Schein Benannte erst hervorbringt! Dies ist ja zeitlich betrachtet ein Prozess, ein Dazukommen und Dazugewinnen; man denke hier an das Eckart-Wort, daß die Seele wieder hineinzutragen hat, was die Sinne einst hinaustrugen. Dies schmälert indes nicht die Erkenntnis über die Gleichzeitigkeit und Ewigkeit der geistigen Sphäre. Streng genommen zählt insofern für ewig auch alle Fragmentierung zum Aspekt der ewigen Möglichkeit ‘daß nämlich zu aller Zeit das selbe ist’, ist so erst ganz wörtlich genommen. Das immerwährend Desintegrierte soll dann aber nicht mehr von der aktual betrachtenden Position formuliert sein, sondern es soll als überstiegen gelten, als nur Potentielles und nicht als Betrachtetes, Explizites. Es soll also gesagt werden: Was kommen soll, das Ziel -von uns aus betrachtet in der Zukunft – das ist die Durchdringung des jetzigen Bewußtseins über das Immerwährende, individuell zum höheren Selbst und global zur Überwindung von Welt und Raumzeit – solange der Mensch nicht die für die Raumzeit konstitutiven Bedingungen transzendiert, ist ein Außerhalb, daß eben ein “Werden” und “Kommen” kennt, erahnt, erstrebt.
Im Nebensatz: Eine Versöhnung von impliziter und expliziter Ordnung wird gerade auch im (neu)platonischen Denken ausgesprochen:
“Das Zusammensein von Idee und Seele stellt gleichsam die Spitze der platonischen Ontologie dar.” (Volkmann Schluck) Auch eine im Erkennen liegende Bewegung gehört zum Seienden! Volkmann Schluck: “Das Seiende muß von ihm selbst her sich in eine Vielheit von Bestimmungen gliedern lassen, seine ontologische Grundstruktur muß so beschaffen sein, daß aus ihr sichtbar wird, wie Eines von ihm selbst her Vieles sein kann.”