C.G. Jung: “Die Widerstände gegen den psychologischen Standpunkt, der psychische Vorgänge als Tatsachen ansieht, sind, ich fürchte, allesamt anachronistischer Natur, inklusive das Vorurteil des Psychologismus, welches die empirische Natur der Psyche ebenfalls nicht versteht.”
Und: (Viele sind dem Vorurteil verhaftet,) “die Psyche und ihre Inhalte seien nichts als unsere eigene will-kürliche Erfindung oder mehr oder weniger illusorisches Produkt von Annahmen und Urteilen.” Aber: (Gewisse Ideen) “werden nicht vom Individuum gemacht, sondern passieren ihm, ja sie drängen sich nach dem individuellen Bewußtsein geradezu auf”.
Im Platonismus wird die Wichtigkeit und Wirklichkeit ‘des Psychischen’ noch weiter geführt: Apelt: “Alles lebt und webt durch die Weltseele. ” Das heißt auch, letztlich ist alles Existente seelischer Qualität und Verwirklichung. ‘Seele ist alles, alles ist Seele. ‘ Seele ist feinstoffliche Disposition des Nous und stellt eine Gesamtheit des Seienden (und hierin eine ontologische Anschlußmöglichkeit) zum Höchsten her.
In einem Kommentar zum tibetischen Totenbuch ist zu lesen: “Irrige Ansichten sind grundsätzlich jene, die den physischen und psychischen Phänomenen in unterschiedlichem Maße innewohnende Existenz zuschreiben.”
So kann Jung über die Qualität des Seelischen auch folgendes konstatieren:
“Es ist dem Inder klar, daß das Selbst als seelischer Quellgrund von Gott nicht verschieden und, insofern der Mensch in seinem Selbst ist, er nicht nur in Gott erhalten, sondern Gott selber ist.” “Die Gleichsetzung Selbst = Gott will dem Europäer anstößig erscheinen.”
Anstößig aber gerade deswegen, weil man die platonischen Traditionslinien über viele Jahrhunderte (und bis heute) negiert und sabotiert hat:
Plotin: “Die Seele hat alles erschaffen. So bedenke denn ernstlich jede Seele dies, daß sie selbst es ist die alle Lebewesen geschaffen hat und ihnen Leben einhauchte, welche die Erde nährt und welche das Meer, die in der Luft sind und die göttlichen Gestirne am Himmel; daß sie die Sonne und sie unseren gewaltigen Kosmos geschaffen hat, sie ihn formte, sie ihn in bestimmter Ordnung kreisen läßt; und daß sie das alles tut als eine Wesenheit die verschieden ist von den Dingen die sie formt, die sie bewegt und lebendig macht: daß sie notwendig wertvoller ist als diese, denn sie werden oder vergehen, je wie die Seele sie verläßt oder ihnen das Leben dargibt, sie selbst aber ist immerdar weil sie ‘sich selbst nicht verläßt.’ ” (Plotin, Die drei ursprünglichen Wesenheiten)