Gegen den Weltstaat Ernst Jünger: “Das nächste Jahrhundert gehört den Titanen: die Götter verlieren weiter an Ansehen. Da sie wiederkehren werden, wie sie es immer getan haben, wird das einundzwanstigste Jahrhundert, kultisch betrachtet, ein Zwischenglied, also ein ‘Interim’ sein. ‘Dieu se retire:’
Daß der Islam eine Ausnahme zu machen scheint, darf nicht trügen; es liegt nicht daran, daß er der Zeit überlegen, sondern daran, daß er -titanisch gesehen – zeitgemäß ist.
Auch der Weltstaat wird die Gewalt nicht abschaffen, da sie zur Schöpfung gehört. Der Krieg verwandelt sich in Polizeiaktionen kleineren und größeren Umfanges. Da die Kernwaffen monopolisiert sind, haben Aufstände keine Aussicht, doch der Terror wird zunehmen.”
Zugrunde liegt hier eine zyklische Weltsicht mit gottesfernen und -nahen Zeitaltern, wie sie etwa auch (ursächlich) aus dem Vedischen bekannt ist.
Ein latenter Pessimismus , der bereits auf individueller Ebene von einer Hemmung zum Besseren, zum Verbindenden ausgehen muß, läßt sich indes mit Richard Dawkins flankieren , der das sogenannte egoistische Gen einführt: So “stehen sich nun die Individuen einer Spezies als Genrivalen gegenüber, und zwar umso mehr, je weniger verwandt sie miteinander sind. Und worum es , so gesehen, in der Evolutionsgeschichte geht, ist die möglichst rasche Ausbreitung des eigenen Genpools.”
Hier wird ein unleugbarer Kern der ursächlichsten menschlichen -natürlichen – Disposition angesprochen – und wie mächtig diese Verortung tatsächlich ist, läßt sich nicht zuletzt auch daran ablesen, wie an ihr jede theoretisierende Selbst-Erhöhung- jede Idee der Gleichstellung, jeder Altruismus spätestens im Vollzug der Selektionskriterien zum Erhalt des Geschlechtes (der Partnersuche) sein jähestes Ende findet.
Die Möglichkeit auf Überwindung des Fortpflanzungsegoismus -überhaupt dem ja weitestgehend mechanisierten Vollzug der natürlichen Interessen – würde anders gesagt den Prüfstein für die Ernsthaftigkeit des anti-naturalistischen Arguments bedeuten. Auch wäre dieser ganze Akt der Überwindung -der Zurückweisung -der eigenen Natur – also nicht etwa nur ihre kulturelle Begradigung, nicht einmal ihre Sublimation- echter Beweis für die Bereitschaft zur ERSETZUNG der animalischen Grundlegung zum Geistigen, zur supranaturalen Vernunft, die schließlich Voraussetzung zur Zweckausrichtung der höheren Zusammenkunft meint (hier auch ist eigentlich die Genese des Zölibats und nicht umsonst gilt dessen Forderung ausschließlich einem exklusiven Kreis spirituell Fortgeschrittener).
Die Annahme einer Möglichkeit zur Fortentwicklung über den Naturzustand hinaus soll an jeden vitalistischen Vollzug anlegbar werden, dies erst auf personaler Ebene, die somit eine kollektive -gleichartig disponierte- Ebene ausbilden muß Im globalen Sinne kann ein (kantianischer oder plotinischer) Aufstieg nur gelingen, wenn der Mensch aus dieser Einsicht heraus bereit und fähig wird, sein gesamtes egozentriertes Genom zu eleminieren. Freilich ein langes, man möchte sagen fast ewiges Hinarbeiten, eine Utopie von heutiger Warte – eine radikale Transformation der Ambiguität seines Daseins zur Eindeutigkeit seiner geistigen Veranlagung im Geistigen (als zur Zusammenkunft zu sich selbst)- daher ein höchst zeitfordernder evolutionärer Prozess, der seiner Anlage gemäß aus sich selbst heraus geschieht, nicht oktroyiert ist, da er schon den Vollzug einer nach-dialektischem Entwicklung meint. Insofern ist auch der Weltstaat ein Zustand in utopischer Zukunft- an der man freilich arbeiten soll, wie Kant sagte, denn er ist Ergebnis des eigenen Bemühens, und keiner göttlichen Hinabkunft – aber dies mit gebührender Bedacht! Denn es “ ist das entscheidenste Kennzeichen des menschlichen Vorzuges, um seiner Bestimmung gemäß zu entfernten Zwecken sich vorzubereiten.”