Fichte, Autonomie

Fichte, Bestimmung des Menschen, Drittes Buch: “Es ist in mir ein Trieb zu absoluter, unabhängiger Selbsttätigkeit. Nichts ist mir unausstehlicher, als nur an einem anderen, für ein anderes, und durch ein anderes zu sein: ich will für und durch mich selbst etwas sein und werden. Diesen Trieb fühle ich, so wie ich nur mich selbst wahrnehme; er ist unzertrennlich vereinigt mit dem Bewußtsein meiner selbt. Ich mache mir das Gefühl desselben durch das Denken deutlich, und setze gleichsam dem an sich blinden Triebe Augen ein, durch den Begriff. Ich soll, zufolge dieses Triebes, als ein schlechthin selbstständiges Wesen handeln; so fasse und übersetze ich jenen Trieb. Ich soll selbstständig sein. -Wer bin ich? Subjekt und Objekt in Einem, das allgegenwärtig Bewußtseiende und Bewußte, Anschauende und Angeschaute, Denkende und Gedachte zugleich.”
Das Ende des Satzes macht bereits bewußt:  in diesem idealistisch- monistischen Bild fällt es keiner Instanz mehr zu, den Menschen von Außen  zu belehren, sondern er muß sich ganz seiner selbst entheben und den kühnen Aufschwung zu seiner eigentlichen  und höchsten Disposition wagen.
Plotin sagt: “Hört der Mensch dagegen auf, Mensch zu sein, so wandelt er, wie es heißt, durch die Luft und verwaltet den gesamten Kosmos; sobald er nämlich zum Ganzen gehört, erschafft er das Ganze. “  Dieser Satz bietet auch Evidentes zur Erhellung des Problems der Synchronizität, und ebenso unterstreicht er das Diktum von der menschlichen Veranlagung  als natura naturans in der gegenwärtigen Wissenschaftstheorie.  Und folgender Satz Plotins spricht wie Fichte für die Aufhebung der Subjekt-Objekt-Relation: “Wenn er (der Mensch) rasch nach innen vordringt, hat er alles in sich und ist -unter Verzicht auf die Wahrnehmung, die er hinter sich läßt- dort eins. Und sobald er von der Begierde ergriffen wird, ihn so anzusehen, als sei er etwas anderes, verlegt er sich selbst nach draußen.”
Daher ist alles Fremdansehen eine Außenlagerung der eigenen Potentialität, und doch geht der Mensch  zu gerne aus seinem Zentrum hinaus, da das Ansehen des Fremden wie eine Entlastung von der Größe des Eigenen,  der Schwere der Aufgabe anmutet, da dies wie  eine Erleichterung von einem in seiner Intensität so gesteigerten und  unvermittelten  Daseinsvollzug wirkt.  Gelingt aber diese Einlassung mit dem eigenen Wesenskern, resoniert man also dann mit dem Höheren, tritt man in die  Korrespondenz mit der Eigentlichkeit des Seins, und es gilt der Satz von Angelus Silesius:
“Wer in sich selber sitzt, der höre Gottes Wort.”