Mit folgender Aneinanderreihung des Erlösungsgedankens bei Spinoza sowie in der Philosophie des Jainismus wird die Nähe der beiden Systeme deutlich. Beide sind als zutiefst gnostisch beschreibbar und proklamieren eine ‘Durchdringung’ als Weg der Überwindung zu einem Totalsein, das eine Erlösung im Immanenten und dabei eine Erhebung bzw. Überwindung oder Transzendierung des Immanenten meint. Beiden gemein ist ebenso eine Ethik, die aus Erkenntnis erwächst.
Yrmiyahu Yovel über Spinoza: “Dieses Innere zu verstehen ist keine unmittelbare mystische Offenbarung, sondern basiert auf diskursiver, mechanistischer Wissenschaft. Was ich unmittelbar bewußt als mein innerstes Selbst fühle, ist nur eine verzerrte Idee meines Körpers unter dem Einfluß äußerer Ursachen. Daher muß ich, um Selbsterkenntnis zu erlangen, nicht mein unmittelbares Selbstbewußtsein entwickeln, vielmehr muß ich es als eine Form der imaginatio gerade auschalten.Wahre Selbsterkenntnis beginnt mit Überwindung der Illusion reiner Subjektivität und der Objektivierung der cogito, indem man es dem Körper zurechnet und beide in die Kausalordnung der Natur als ganzes einbezieht. Um das zu tun, bedarf es einer mühevollen wissenschaftlichen Erforschung (meines Körpers, meines Bewußtseins, meiner Lage), bei der ich mich ‘von außen’ annähere, und zwar über die mechanistischen Naturgesetze und andere natürliche Entitäten, die mein Sein in der Welt determinieren. ”
Und über den Jainismus Kurt Titze:
‘Jain’ bedeutet Anhänger, der Jinassprituelle, Sieger, Prophet mit Allwissen.Der Jain-Pfad:… ‘drei Juwelen’, rechte Erkenntnis, rechtes Wissen und rechte Lebensweise. Rechte Erkenntnis bedeutet das Verständnis von Jiva (Seele) und Ajiva( Materie, Raum, Zeit) und Prinzipien von Bewegung und Stillstand. Rechtes Wissen bedeutet ausführliches Wissen über die Natur von Jiva, Ajiva, Karma und die Praxis der rechten Lebensweise auf der Basis rechter Erkenntnis.”