Herzschlag des Westens

Nach einer Rezension -“Herzschlag des Westens”- seines Buches arbeite der indische Publizist Vishal Mangalwadi  die Strahlkraft der Bibel auf viele Bereiche der westlichen Kultur heraus.
Überblicke man gerade die ersten 1.500 Jahre unserer Zeitrechnung, so ließe sich schwer die inspirierende Kraft des Glaubens auf vielen Sektoren des Lebens leugnen. Mangalwadi scheue sich nicht, den absehbaren Abstieg der USA auf die Zunahme säkularer Tendenzen zurückzuführen, da das Buch der Bücher dort abseits des „Bibelgürtels” als kulturprägende Offenbarung Gottes keine Rolle mehr spiele.
Fakt ist aber, daß dieses kulturstiftende Herz  Europas ursächlich ja in Athen und Alexandria schlug, daß eben die innere Auseinandersetzung und Abwehr der kirchlichen römischen Oktroyierung des Geisteslebens, dieser gesamte Prozeß  des andauernden Widerstreites und der Zermürbung und dabei der Negierung der unter der philosophia perennis zu subsumierenden alten  Errungenschaft und Vergewisserung  einer großen Schwächung gleichkommt, die die Quellen des Wissens und die Quellen des Willens zum Bestand  einer Übereinkunft und einer Absprache über deren Progression nahezu zum Erliegen gebracht hat.  Würde  man aber ganz ursächlich europäische Rahmenbedingungen als konstitutiv bestimmen-sagen wir-aus vorsokratischem Interesse an und einer mythischen Ahnung von den Daseinsbedingungen, einer stoischen  Ethik und zudem aus einem Freiheitswunsch, der sich schon in Tacitus’ Germania nachweisen läßt, (und der später über Rousseau in der Darstellung vom Zusammenhang von  Freiheit und Autonomie Eingang in den Deutschen Idealismus findet) schlüge dieses Herz gar nicht wenig. Es ist  ein wirkliches Novum in der europäischen Geschichte, daß nun überhaupt die Möglichkeit besteht, nach den  vielen Jahrhunderten der philosophischen und psychologischen Okkupation das kirchliche Prokrustesbett  zu verlassen, um zu einer  Revitalisierung  jener Definitionsräume zu kommen und so einen umfassenden (idealistischen) Blick auf eine  erforderliche geistige Evolution zu gewinnen,  (statt wie im Christentum die Geschichte als beendet zu erachten und zweitausend Jahre in Endzeiterwartung zu verharren) .
In dem Zusammenhang auch dieses Zitat von Peter Plichta : “Die Geschichte zeigt, daß geistiger Fortschritt letztlich nicht aufgehalten, sondern allenfalls von Ignoranten enorm verzögert werden kann.”
Die Kompensationen  dieser Verzögerung mögen uns noch  lange beschäftigen, und der Ernst der  Lage ist daran ablesbar, daß erst seit kurzem überhaupt der (akademische) Versuch unternommen  wird, idealistische (platonische) Kernsätze in ihrer Konvergenz mit naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Aussagen  auf ein evidentes Fundament zu stellen. Prinzipiell handelt  es sich hier -nach dem ersten Versuch während  der Renaissance – um die zweite (und diesmal postmaterialistische!) Wiederaufnahme der Klärung nach der Frage der eigentlichen  Seinsbedingungen, die in der Antike von solcher -erkenntnisoffener – Wichtigkeit war  – und -und das könnte ein Herr  Mangalwadie wissen –  eine mächtige  Korrelation in der indischen Religion fand (und daher müßte er  den vermissten  Pulsschlag nicht gerade  in der Bibel suchen).