Die Sekundierung des Sekundären

Habe über den Germanisten Emil Staiger gelesen, “dieser weise einen Grundzug moderner Literatur zurück, Zuhälter, Dirnen, Säufer, Verbrecher und andere gestrandete Existenzen als Repräsentanten der „wahren ungeschminkten“ Menschheit zu glorifizieren“.
Auch in diesem Kontext: Der Schriftsteller und Philosoph George Steiner hatte die Notwendigkeit der Verbindung der Kunst zum Primären, ihren Draht zum Göttlichen und Zeitlosen hervorgehoben(das kommt ganz nach Platos Ablehnung des Schauspiels). Da mag ich noch anfügen : Der Rekurs auf jene „ungeschminkte Menschheit“ und ihre Entfaltung in Literatur (und Film!) ist dann ganz zuletzt doch nur dem Wunsch nach Überwindung geschuldet, besser gesagt dem allgegenwärtigen Wunsch nach Transzendierung der Grenzen (und sei diese in noch so “verdünnter” Form), hier also herabtransformiert, wegen der Einfacheit und Effektivität als Aussetzung der bürgerlichen Konvention durch Gesetzesübertritt dargestellt,eben in die am allerleichtesten erhältliche Art zum Spektakel gebracht. Und daher sekundär, weil ja vom Uneigentlichen handelnd, das Uneigentliche als das Eigentliche geltend machen wollend. Und jede wohlwollende Partizipation an jenen Umständen wäre somit nicht mehr als die Sekundierung des Sekundären.