Fichte, der Religiöse

Fichte, der Religiöse: “Er erfasset seine Welt als ein Tun, welches er eben darum, weil es seine Welt ist, allein lebt, und nur in ihm leben mag, und nur in ihm allen Genuß seiner selbst findet. Dieses Tun will er wiederum nicht darum, damit sein Erfolg in der Sinnenwelt wirklich werde; wie ihn denn in der Tat der Erfolg oder Nichterfolg durchaus nicht kümmert, sondern er nur im Tun, rein als Tun, lebt: sondern er will es darum, weil es der Wille Gottes in ihm, und sein eigener, eigentlicher Anteil am Sein ist. Und so fließet sein Leben ganz einfach und rein ab, nichts anderes kennend, wollend oder begehrend, über diesen Mittelpunkt nie hinausschwebend, durch nichts außer ihm liegendes, gerührt oder getrübt. So ist sein Leben.”
So aber ist Leben als Sein eben nur im Tun. Tun ist im eigenen Tätigsein und Handeln ein Versuchen und Vollbringen. Dies sei zuvorderst abzugrenzen von einem passiven -doch konstruktiven – Erlangen und Aufnehmen, was daher ebenso als Tätigkeit aufgefasst werden kann.
Tun im Vollbringen ist ein Zum-Eigen-Tätigsein, ist Aktion des Individuums im Rahmen seiner Möglichkeit, die seine Bestimmung spiegelt, die sich aber erst im Tun Aspekte ihres eigenen inneren und über-biographischen Wesens offenbart und zudem im steten Tun den Rahmen dieser nun zu entfaltenden Mitgabe weiter ausbaut – dies als ein Werk für die einzige eigentliche Bestimmung, die Ewigkeit oder Ganzheit ist. Im Alltagspraktischen zeigen sich Begabung oder Präferenz wie Geschick oder Schwerpunkte des Interesses und des Wollens (eines fokussierenden, biographiespezifischen Aspektes des Willens als solchen), und dann besonders in einem nicht-pragmatischen Tun – so zeigen sich innere ‘unaussprechbare’ Dispositionen nun im Außen als nachweisbar, etwa durch Schöpfung mit Schrift, Bild oder Klang, allgemeiner überhaupt in Formen der Gestaltung des Umfeldes, also im Überfließen der inneren Gestalt bzw. Möglichkeit zur Gestalt in die Außenwelt – so erst kommt das Eigensein der Person ans Licht, erst so tritt es dem Eigen und dem Anderen ‘offenbart’ entgegen. Ist dies Überfließen gehemmt und bleibt nur verborgene Potenz, bleibt der Mensch sich selber unbekannt, was einer Verschwendung des Telos zur Explikation, einer Verschwendung der Biographie als solche gleichkommt. Die Zuhilfenahme von Objekten, die einer Selbstgenügsamkeit erst fremd erscheinen könnten, ist dabei nie einem möglichen Selbstzweck der Objekte unterworfen, sondern sie alle sind Palette, ‘Werkzeug zum Werk‘ und sind ganz dem Willen unterworfen, der die Objekte nur unentbehrlich erachtet, um ein ganz Tiefliegendes eben zu befördern – gleichzeitig bestimmen sie aber in ihrer Materialität das nach Außen zu Bringende als ‘abgebremstes’ Geistiges gestalterisch entscheidend mit – eben durch werkzeugliche Schaffung, durch handwerklichen Minderung der Idee.
Indes werden geistige Objektivierungen im Sinne der nichtdinglichen Konzepte, die aus dem Außen des anderen Tätigen entgegentreten, zur Kenntnis genommen, aber sind nur dienlich in der Abgleichung oder äußeren Präzisierung mit dem ganz Eigenen, also dessen, was aus sich schon vorhanden ist.