Plotin: “Daß aber dort oben das Gute ist, das erweist auch das Verlangen (Eros) welches der Seele (Psyche) eingeboren, weshalb denn auch in Gemälden und Sagen Eros mit den Psychen verbunden ist. Denn da die Seele etwas anderes ist als Gott, aber aus Gott stammt, verlangt sie nach ihm mit Notwendigkeit. Solange sie droben ist, ist sie erfüllt vom himmlischen Eros, denn sie ist dort oben eine himmlische Aphrodite; hier unten aber wird sie, gleichsam zur Hure entartet, zur gemeinen Aphrodite.
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…der ermesse von hier unten aus nach diesen irdischen Liebesregungen, was es bedeut das zu erlangen wonach man am meisten verlangt und bedenke dann, daß diese Gegenstände irdischer Liebe sterblich sind und Unheil bringen und diese Liebe nur auf Nachbilder geht, daß sie sich wandeln, weil sie nicht der Gegenstand wahrhaftiger Liebe sind, nicht unser wahrhaft Gutes und nicht das was wir suchen; daß dort oben dagegen das wahrhaft und eigentlich Geliebte ist, mit dem auch eine wirkliche Vereinigung möglich ist indem man Teil an ihm gewinnt und es wahrhaft besitzt, nicht nur es von außen mit dem Fleisch umfängt.”
Schopenhauer wies darauf hin, daß das letztgültige (subjektive) Resümee über den Eros die Erkenntnis über den Betrug der Gattung eben am Subjekt zu ihrem Erhalt (dem Erhalt der Vielen) darstellen mag. Das Verlangen kommt hierin allerdings nie zum Erliegen. Dies kann so erklärt werden, daß ein dahinter vermutetes vages ‘Glück’, (Glück fälschlicherweise zumeist als Selbstzweck definiert) tatsächlich jenseits diesem Zwecke liegen muß, daher auch die Liebesdinge nur als exemplarisch oder als Vehikel zu einer Ansicht auf ein Darüber, auf ein viel höheres Empfinden zu deuten wären. Überhaupt ist in der Zweiheit nur der Selbstzweck ein verdoppelter, erst die Drei führt über diese ichhafte Limitierung hinaus. Richtet sich die Drei zur Präposition der Körper, erschafft sie im Geistigen, schaut sie aber (zwecklich) nach dem Körper selbst, wird sie wieder Verstetigung (so im Kind). Da der Mensch gerade über die aktuale Körperlichkeit definiert wird, ist die Libido zumal vordergründig eben körperhaft (endokrinologisch -nun als Sexus) wirksam. Die Libido als umfassende Wirkkraft ist aber mehr, wie der Mensch eben im Geistigen, im Ganzen weit mehr als (im) Körper ist. Unmittelbarkeit und Teilsein korrelieren im Körperhaften, zu Entwickelndes und Ganzes sind aber über all dem, schließen nebenbei den Körper jedoch nicht aus (daher auch das Nicht-Zielführende der leibfeindlichen Konzepte), aber rücken ihn und seinen Verstetigungsimpetus immer weiter aus dem Zentrum der Betrachtung. Der Impetus der Libido zur körperlichen Verstetigung wird somit transzendiert zum eigentlichen Ursprung, der der eidetischen Sphäre angehört.
C.G. Jung: “Mit zunehmender Befreiung vom bloß Triebhaften erreicht nämlich die partie superieure schließlich ein Niveau, wo die der Funktion innewohnende Energie gegebenenfalls überhaupt nicht nach dem ursprünglichen Sinne des Triebes orientiert ist, sondern eine sogenannte geistige Form erlangt.”
“Der Sinn oder Zweck des Triebes ist insofern keine eindeutige Sache, als im Trieb ein vom Biologischen verschiedener Zwecksinn, der erst im Laufe der Entwicklung sichtbar wird, verborgen sein kann. Innerhalb der psychischen Sphäre kann die Funktion durch die Einwirkung des Willens abgebogen und in mannigfacher Weise modifiziert werden.”