Das aktive Sehen im Neuplatonismus

“…, , daß dem Seienden das Erkanntwerden und somit eine bestimmte Bewegtheit eignet. Das Erkennen des Seienden durch die Seele ist ein Tun, das Erkanntwerden des Seienden ist ein Erleiden. Nicht nur Ständigkeit gegenüber dem Wechsel der Sinnesdinge, sondern auch eine im Erkennen liegende Bewegung gehört zu dem Seienden. ”
“Zur Denkbewegung gehört die Ständigkeit des vernommenen Anblicks, und nur in der Bewegung des Vernehmens hat das Seiende die Ständigkeit des Gleichbleibens.” (Volkmann-Schluck)
  

  An dieser Ausführung von Volkmann Schluck wird klar, daß das platonische Höhlengleichnis (in plotinischer Deutung) nicht in dem Sinne zu verstehen ist, daß ein passives Schauen vorliegt, daß reduzierte Gegenstand der Schau (also die Schatten) von einer höheren Instanz aus aufgeführt werden,  sondern daß hier ein aktiver Akt des Sehens gegeben ist und daß die Reduktion vom Seh -Akt selber stammt, nämlich durch die reduzierende (geminderte) Blickrichtung, aber eben als aktive Betätigung einer Hervorbringung, was von Apelt bestätigt wird, wenn er sagt: (Für Platon gilt:) Alles lebt und webt in der Weltseele.” Somit ist also der Akt des Sehens ein schöpferischer Akt. Gleichzeitig läßt sich sagen, daß Schöpfung prinzipiell Reduktion (Reduktion ergibt Bild)  der höheren Hypostasen ist und mit zunehmender Explikation eine Minderung darstellt.  Die Summierung  der Explikation in ihrer Rückbesinnung meint hingegen den Aufstieg zur höheren oder höchsten Wahrheit und Existenz.  ” Nun, es ist klar, als wesenhafter Geist vernimmt er das wesenhaft Seiende. Er vernimmt im Vernehmen des Seienden nichts anderes als sein eigenes Sein. ”  (Volkmann-Schluck)