Koinzidenter Monismus

Carlo Rovelli: “Nicht die Dinge treten in Beziehung zueinander, vielmehr geht aus den Beziehungen selbst die Vorstellung von Dingen hervor.”
Diese Aussage des Physikers hat gerade eine immense Implikation für das Wesen der Synchronizität. Der gesamte Aufzug unserer Realität ist ein dynamisches Zustandekommen, ein vom Monismus her gedachtes Mit-sich- selbst-Agieren des Ganzen, das in ständiger Bezugnahme auf sich selbst zu Setzungen kommt, die später erst als Koinzidentes verdinglicht und bezeichnet werden können. Die hierzu nötigen Sichtbarwerdungen der Bezugnahmen werden im Subjekt realisiert und in seiner Distanz bzw. Diskrepanz zum Ganzen als frappant empfunden. Dabei ist ein beobachtetes Zusammenkommen schon ein Zwangsläufiges, da nötiges Ergebnis der tieferen Bezugnahme, insofern greift hier das anthropische Prinzip: Es ist Koinzidenz erkennbar, weil die Grundbestimmung des Seins sich schlicht koinzident verhält – die Verdinglichung (und ihre Beobachtung im Subjekt) ist lediglich Ergebnis dieser Normalität der (tieferen) Beziehungshaftigkeit – sie wird eben so beschreibbar, weil sie nicht anderen Charakters ist. Tatsächlich ist das Erleben der Synchronizität also nur der rationale Nachvollzug weltschaffender, sich dauernd vollziehender Notwendigkeit des Einen mit sich selbst, die erst in der intellektuellen Distanz und Übersetzung in Weltgewordenes, daher als vereinzelt Wahrgenommenes, Isoliertes beschrieben -und in der Beschreibung erst als Welt kreiert wird. (Welt ist Wahrgenommenes!) Die Distanz schafft also Begriffe und gar Sinn im Sinne einer aposteriorischen Lesart eines tiefer verorteten allgemeineren mit-Sich-Bewußtseins und Vollziehens. So läßt sich auch nach C. Rovelli sagen: Ich erschaffe die Dinge. Und: Ich erkenne sie (mitunter) auch als verbunden und bin dabei doch (als Ich) angesichts der undurchdringbaren Komplexizität der Kausalketten eben verwundert über das Zustandekommen, weil ich – selber innerhalb der Verdinglichung – nach Grad meines Fragmentiertseins das Wesen der Innerhaftigkeit nicht ganzheitlich integriert habe.
Fichte: “Ich überschaue und durchschaue jene geistige Ordnung nicht, und ich bedarf dessen nicht; ich bin nur ein Glied in ihrer Kette, und kann über das Ganze eben so wenig urteilen, als ein einzelner Ton im Gesange über die Harmonie des Ganzen urteilen könnte.”