Wahrnehmen

Carlos Castaneda: “Energie direkt wahrzunehmen, ermöglichte den Zauberern von Don Juans Traditionslinie, die Menschen als Konglomerate von Energiefeldern zu sehen, die einer leuchtenden Kugel gleichen. Die Menschen auf solche Weise zu beobachten, befähigte diese Schamanen zu ganz außerordentlichen energetischen Schlußfolgerungen. Es fiel ihnen nämlich auf, daß jede dieser leuchtenden Kugeln individuell mit einer Energie-Masse von unvorstellbaren Dimensionen verbunden ist, die im Universum existiert – eine Masse, die sie das dunkle Meer der Bewußtheit nannten, Sie beobachteten, daß jede einzelne Kugel an einem Punkt, der noch heller leuchtet als die Kugel selbst, mit diesem dunklen Meer der Bewußtheit verbunden ist. Die Schamanen bezeichneten diese Verbindungsstelle als Montagepunkt, weil sie feststellten, daß dies die Stelle ist, wo die Zusammensetzung – also Montage – der Wahrnehmung stattfindet. Der gesamte Energiefluß wird an diesem Punkt in Sinnesdaten verwandelt, und diese Daten werden dann als die uns umgebende Welt interpretiert. ”

Don Juan Matus: (Die Seher) “bemühen sich, zu sehen. Und durch die Verschiebung ihres Montagepunktes gelangen sie zu der Erkenntnis, daß das Geheimnis im Wahrnehmen selbst liegt. Nicht so sehr in dem, was wir wahrnehmen, sondern in dem, was uns wahrzunehmen befähigt.
Die neuen Seher glauben, wie ich dir schon sagte, daß unsere Sinne fähig sind, alles aufzunehmen. Sie glauben dies, weil sie sehen, daß es der Montagepunkt ist, der vorschreibt, was unsere Sinne wahrnehmen.”
Aldous Huxley zitiert den Dichter George Russell: ”Die Lüfte funkelten und waren klar wie ein Diamant und doch reich an Farben wie ein Opal, als sie durch das Tal glitzerten, und ich wußte, das Goldene Zeitalter war rings um mich, und wir waren blind dafür gewesen, war es doch nie aus der Welt entschwunden. ”
“Hier aber, an den Grenzen der visionären Welt, stehen wir Tatsachen gegenüber, die ebenso wie die Gegebenheiten der Natur vom einzelnen Menschen wie von der Menschheit als Ganzem unabhängig sind und nach eigenem Recht existieren. Und ihre Bedeutung besteht genau darin, daß sie ganz und gar sie selbst sind und somit Manifestationen des wesentlichen Gegebenseins, des nicht-menschlichen Andersseins des Universums sind. ”

Aber nach Berkeley: “Die Existenz nicht wahrgenommener Dinge zu beweisen, ist nicht möglich. Denn etwas das ist, muss wahrgenommen werden.” (Wikipedia)
Daher: Was nicht wahrgenommen wird, ist nicht – oder anders gesagt, es ist ‘nur’ in seiner Anlage, seiner Potenz. Das Sehen der Seher indes erfährt die apriorische Disposition zur Weltwahrnehmung, den Nous. Der Montagepunkt, der die Übersetzung für die Sinne determiniert, findet sein neuplatonisches Äquivalent in den logoi, also in rationalen Strukturen innerhalb der (hohen) Seele, vorgebenden Präpositionen und Intentionen zur letztlichen Entäußerung. Russells Welten sind alle als Potential ‘vorgedacht’ und angelegt, sie warten jedoch zur Realisierung (sic!) auf den Abgriff des (Welt-)bestimmenden (und seelenhaft/noussphärisch bestimmten) Perzipienten.

Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus: “Im Nous wird nicht etwas, das selbst auch dem Sehen zugänglich wäre, abgebildet, sondern er ist selbst Manifestation des schöpferischen Ursprungs. Dieser ist sichtbar allein in dem, als was er in die Offenbarkeit des Nous tritt. Erst jener Grundakt des ‘Abbildens’ macht ein Anschauen des Seins in seinen Gestalten möglich, durch ihn konstituiert sich erst der Bereich des Denkbaren.”