Gott als Tun

Fichte: “In dem, was der heilige Mensch tut, lebet und liebet, erscheint Gott nicht mehr im Schatten, oder bedeckt von einer Hülle, sondern in seinem eignen, unmittelbaren, und kräftigen Leben; und die, aus dem leeren Schattenbegriffe von Gott unbeantwortliche Frage: Was ist Gott, wird hier so beantwortet: er ist dasjenige, was der ihm ergebene, und von ihm begeisterte tut. Willst du Gott schauen, wie er in sich selber ist, von Angesicht zu Angesicht? Suche ihn nicht jenseits der Wolken; du kannst ihn allenthalben finden wo du bist. Schaue an das Leben seiner Ergebenen, und du schaust Ihn an; ergib dich selber ihm, und du findest ihn in deiner Brust.”
Es muß ein Unermeßliches in dieser Tätigkeit sein. Diese Unermeßlichkeit zu postulieren, anzustreben, ist ein Anspruch, der sich stetig selbst überkommt und überhöht und das Ich beauftragt, sich zu überführen in sich selbst in seine eigene Tiefe. In Relation zu den uns bekannten und wichtigen Dingen meint dies vornehmlich eine Nichtung.

Der Ursprung des Seienden ist ein Nichts.

“Das Nichts bedeutet nicht Nichtigkeit, sondern als Nichtsein aller eidetischen Bestimmtheit eine alles Seiende an Seinsrang überragende Weise zu sein. Nichts ist es als ein Nicht-dieses im Sinne der Einschränkung, und da es keines von den Seinsgehalten ist, so muß es über diese hinaus liegen. Daher lautet seine angemessene Bezeichnung ‘jenseits des Seienden’ als Ausdruck für die Entschränkung von allen eingrenzenden Bestimmungen.” (Volkmann-Schluck über die Philosophie Plotins)
Wesen geistigen Lebens ist Entschränkung, Befreiung, Überwindung. Wie aber kann dies lebenspraktisch in einer Welt mannigfaltigster (ökonomischer, sozialer, physiologischer) Restriktion erreicht werden? Allemal im Geist, und der wird tätig nach Außen, in die Hiesigkeit drängen und lebenstransformativ wirksam werden. Angelus Silesius sagt: “Die Seel ist groß von Macht, Gott selbst muß ihr gestehn
Und kann ihr nimmermehr ohn ihren Willn entgehen.”