Ego-Tod und Kreuzigung

Ken Wilber: “Jenseits des väterlichen und ichhaften Durchschnitts-Egos jedoch hatten einzelne, besonders hochentwickelte Erleuchtete, Zugang zu höheren Bereichen des Überbewußten, die in der Vollkommenheit des Dharmakaya /Svabhavikakaya kulminieren (Dharmakaya constitutes the unmanifested, “inconceivable” (Sanskrit: acintya) aspect of a Buddha, out of which Buddhas arise and to which they return after their dissolution)
(The Svabhavikakaya is simply the unity or non-separateness of the three kayas). Es gelang ihnen durch besondere gnostische Disziplinen die Veränderungen auf der ichhaften Ebene zu überschreiten, den Tod des Ego zu akzeptieren und eine Transformation ins Überbewußte einzuleiten, die intensiv genug war, um mit ihrer Vorstellung entweder zur Offenbarung Gottes oder zur tatsächlichen Vereinigung mit ihm zu führen. Aus eben diesem Grunde führte Buddha den Begriff der Anatta ein, was “kein Ego” oder “Ego-Tod” bedeutet, und machte ihn zum Grundpfeiler seines Systems. In ähnlicher Weise sagte Christus, wer seine eigene Psyche, sein Ego, nicht hasse, könne nicht ein wahrer Jünger sein. Der symbolische Sinn der Kreuzigung Christi war die Kreuzigung oder der Tod des separaten Ich in allen seinen Formen, gefolgt von der Auferstehung des höchsten Einheitsbewußtseins (Ich und der Vater sind eins) und der Himmelfahrt zur radikalen Erlösung in der und als die Gottheit.”
Der Rabbiner und Kabbalist Joel Bakst interpretiert den Ausspruch “Du sollst keinen Gott neben mir haben” in der Weise, daß schlicht nichts ist außer Gott, Gott ist ein Synonym für den Totalraum bzw. für das Total-Sein(das zu Durchdringende zu Erkennende). Es handelt sich also um eine strikt monistische Lesart des alttestamentarischen Theismus und somit in Konsequenz um die Erfassung eines universalen atheistischen und gnostischen Grundthemas.