Anachronismus – reduktionistisch

Der kardinale Irrtum des Linkshegelianismus: die Einheit von Materie und Geist zu proklamieren, das war soweit richtig gedacht. Aber bei ihnen geriet der Geist zum Aspekt, zu einem Resultat des Materiellen, tatsächlich aber bezeichnet Materie umgekehrt den nachgeordneten Zustand, ist stets Resublimation und so (geminderte) Hervorbringung des Geistes.
Dieser Satz mag erst einmal thetisch klingen, in der Tat aber ist ein reduktionistisch-materialistischer Ansatz, wie er dann im Marxismus zu politischer  Relevanz kam, empirisch keineswegs mehr haltbar – die marxistische Theorie muß heute  einen Anachronismus  darstellen, weil sie für die gesellschaftlichen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts formuliert ist (und sich dabei auf der Naturwissenschaft und die Naturphilosophie des 18.Jahrhunderts gründet). Der klassische Materie-Begriff hatte sich  seit den neuartigen Erkenntnissen der Teilchenphysik eben über ihn hinausweisenden philosophischen Herausforderungen zu stellen. Der Physiker R. Millikan 1932 : „…der dogmatische Materialismus in der Physik ist tot.” Dies meint  nicht  die Belassung des Transzendenten in  ‘alten’ oder vorkantischen Mustern, sondern eher die Überwindung der mythischen Vorstellung hin zu einer  vernunftgeleiteten Metaphysik. So muß man von einem positivistischen Standpunkt her heute anerkennen, daß  das Materielle, das Hiesige nicht in dem Sinne erklärbar ist, wie es  als Gegenposition zu Proklamationen geistiger transzendenter Sphären gebraucht werden könnte. Dies heißt aber eben auch gleichzeitig, daß entsprechende frühe  metaphysische Konzepte -die also noch nicht auf wissenschaftliche Evidenz zurückgreifen konnten –  offenbar jeher einen tieferen Sinn hatten, als  die Kritiker ihnen nachsagten, nämlich lediglich anthropozentrierte Hoffnungsäußerungen und wunschgeleitete Schimären zu sein usw.
Möchte also eine  Metaphysik-Kritik einen  Empirismus in Stellung bringen und die alleinige Gültigkeit empirischer Sätze als wissenschaftlich sinnvolle Sätze proklamieren, dann begibt man sich ja gerade evident an die Frage nach der Gültigkeit des klassischen materialistischen Weltbildes.  Nicht ohne Grund  wäre eine Metaphysikkritik lediglich als weiteres Glaubensbekenntnis zu bezeichnen, würde sie dies nicht beachten. Und hier liegt die Crux der imannenten Konzepte, die uns heute   so befassen, und selbst die Kirche agiert wahrnehmbar eigentlich nur auf der Ebene der Immanenz.  Und der oben angeführte Satz von Millkian wurde bisher in keiner Weise  in seiner eigentliche Tragweite in das  Bewußtsein unserer Zeit überführt.