Er tut das seine

Meister Eckhart sagt: “So auch geht es dem Menschen, der da wähnt, Gott zu entfliehen, und er kann ihm doch nicht entfliehen; alle Winkel offenbaren ihn. Er wähnt, Gott zu entfliehen, und läuft ihm in den Schoß. Gott gebiert seinen eingeborenen Sohn in dir, es sei dir lieb oder leis, ob du schläfst oder wachst; er tut das Seine. Ich sagte neulich, was schuld daran sei, daß der Mensch es nicht empfindet, und sagte: schuld daran sei dies, daß seine Zunge mit anderem Schmutz, d.h. mit den Kreaturen, beklebt sei; ganz so, wie bei einem Menschen, dem alle Speise bitter ist und nicht schmeckt, Was ist schuld daran, daß uns die Speise nicht schmeckt? Schuld daran ist, daß wir kein Salz haben, Das Salz ist die göttliche Liebe, so schmeckte uns Gott und alle Werke, die Gott je wirkte, und wir empfingen alle Dinge von Gott und wirkten alle diesselben Werke, die er wirkt. In dieser Gleichheit sind wir als ein einiger Sohn.” (Predigt 22)

Was aber meint hier im monistischen Bild Gottes Liebe?
Sie bedeutet eine wachsende Umfasstheit als Eins-Sein, das sich selber ist und selber hegt und achtet. Im praktischen Dasein hat dies in besonderer Weise Implikationen an das vereinzelte Agens, sein Mitgefühl und seine Achtung für dasjenige, was Teil hat am einen Geist – und so ist nach dem Gesagten die Kreatur zu fliehen, zu überwinden, und doch ist sie in jeder Form zu heiligen eben als Träger des Geistes, der man zuletzt selber anteilig ist. Im monistischen Bild zu bleiben handelt es sich um eine Selbstreferenzialität des Einen oder Einzigen, das sich seiner selbst aus den verschiedensten gebrochenen Blickwinkeln bekannt zu machen hat (sich zwar aus seiner unemanierten Selbstheit bekannt ist). Dies ist mit “Er tut das Seine” gemeint: Das “Er” ist damit das Einzige, das in dem Umschlag der Emanation immerwährend zur Komplettierung strebt; das Ich aber als höchst distraktiver Aspekt des Einen ist – bewußt oder nicht – in diese Bewegung eingebunden. Dies schließt zu individueller (wie globaler) Entwicklung den Begriff der Dialektik mit ein, denn gerade im Widerstreit liegen transzendierende Aspekte zu Findungen auf höherer Entwicklungsebene. Passend hier ein Satz zum tieferen Wesen jeder Distraktion, welches doch nach seinem tieferen Wesen der Verbundenheit zu streben hat: ‘Wer die Andersheit in ausschließende Widersprüchlichkeit verkehrt, zerstört die Macht der Dialektik.’ (W. Beierwaltes) Alles kommt eben aus und geht zu der selben Quelle! Und aus Wikipedia: “Im Gegensatz zeigt sich eine tieferliegende, verborgene Einheit, ein Zusammengehören des Verschiedenen:”
Daher: Es tut tas Seine, wenn es sich den Gesetzen der Verbundenheit gemäß selber zuläßt, daher das Ich umgehend sich selbst in diesem bemerken und durchwirken muß. Signum hierfür ist gerade auch die Erkenntnis über das Leid in der anderen Kreatur oder Art, dies kann als ein Hauptsinn des Bildes ‘Welt’ betrachtet werden: das Leid zu erkennen als Moment der Entfernung, (des Unvollständigen, letztlich des Bösen) und dies zu überwinden.