Zur Synchronizität

Fichte: “Die gegenseitige Wechselwirkung und Erkenntnis freier Wesen schon in dieser Welt ist nach Natur- und Denkgesetzen völlig unbegreiflich und läßt sich erklären lediglich durch das Eine, in dem sie zusammenhängen, nach dem sie für sich getrennt sind, durch den unendlichen Willen, der alle in seiner Sphäre hält und trägt. Nicht unmittelbar von dir zu mir strömt die Erkenntnis, die wir voneinander haben; wir für uns sind durch eine unübersteigliche Grenzscheidung abgesondert. Nur durch unsere gemeinschaftliche geistige Quelle wissen wir von einander; nur in ihr erkennen wir einander und wirken wir aufeinander.”

Im Kontext sei hier zum Thema der Synchronizität erwähnt:
In der eigenen Annäherung an diese ‘gemeinschaftliche geistige Quelle’ als ihr Teil-Sein wird man ihr – das Subjekt lassend – doch mit der Befähigung zur (raumzeitbezogenen) Objektivierung zunehmend verwandter. Das Wesen-Werden des Einen ist Fülle: Der Vollzug aller Kausaliät und Potenz ist hier allgegenwärtig und eine (geistige oder feinstoffliche) Qualität des Unendlichen, die vom entfernten Objekt her in Geschiedenheit betrachtet – und zur Raumzeit dargelegte Gestalt wird. Der hervorbringende und synchronistisch bindende Aspekt im Getrennten, im Ich, zeigt anteilhaftiges Leben hierin. Ist demnach aber alles von jeder vereinzelten Warte unabhängig und gleichberechtigt zusammengebunden?
Keineswegs, denn der Vollzug wird dort geboren, wo sich Kraft fokussiert und zusammenziehende Qualität annimmt, Nach Platon konstituiert sich Wesen aus Stärke, Größe und Gesundheit (siehe im Phaidon). Was zusammengezogen wird, ist freilich schon da, da aber nicht expliziert, geschieht dies sehbare Dasein erst durch Antrieb. Dieser ist Signum auch des Begriffs der Libido im weitgefassten Jung‘schen Sinne: soweit im Biologischen zur biologischen, im Geistigen zur geistigen Geburt Kraft vorhanden ist, kommt es zum Erbilden. Dies Erbilden findet demnach dort statt, wo das schaffende Prinzip auch im einzelnen zur Verwirklichung und Geltung kommen kann, und je mehr es dies vermag, umso mehr ist es teilhaftig seines mit der Fülle in Deckung kommenden Selbst und dessen ungeschauter Komplexität.