Das Wesen des Seins

“So ist das Wesen des Seins Dynamis, schöpferisches Aus-Sich-Heraus-Setzen eines Denkendseienden in der immanenten Betätigung seiner selbst, Manifestation seiner Macht.” (Volkmann Schluck, Plotin als Interpret der Ontologie Platons)
Eine Analogie hierzu ist das Dasein des Künstlers. Er vollzieht ja den vergleichbaren Akt, er folgt dem prinzipiell naturgegebenen Drang zur Explikation. Dieser Impetus ist ihm, da er ja wesenhaft nicht außerhalb der explikativen Grunddisposition steht, wie zwangsläufig inhärent. Daher auch passend W. Solowjew: “Infolge ihrer Unmittelbarkeit wird die Tätigkeit vom Subjekt selbst als eine fremde Gewalt empfunden – die Begeisterung ist ein unfreier Zustand, ein unfreier Pathos.” Ist ein Mensch aber nicht tätig, nicht produktiv, sondern lediglich reaktiv und passiv, nimmt er nicht die Blickrichtung zu seiner Bestimmung, er negiert vielmehr seine innere Anlage zur Befähigung, analog des Höchsten zu handeln. Zuletzt ist aber auch die Kunst selbst nur eine Analogie zur Berufung zum Tätigsein des Menschen, die viel tiefer liegt und zuvorderst unausgesprochenen Charakters ist, die Kunst vermag den Schaffensprozeß lediglich am Anschaulichsten zu verstofflichen. Schaffung ist aber nicht unbedingt mit Verstofflichung gleichzusetzen, denn Schaffung wirkt zuvorderst im Feinstofflichen. (Und steht über der Kunst.)
Allein die Verstellung des Alltages, die Verstellung der ganzen Biographie gar durch die niederdrückende Seelendisposition, im indischen Vedanta auch als tamas benannt (tamas = Schwere, Starrheit, Dunkel, Niedergeschlagenheit, Furcht, Teilnahmlosigkeit, Unentschlossenheit, Unwissenheit, Trunkenheit, Trägheit, Nachlässigkeit, Bewußtlosigkeit, Schlaf, Ohnmacht, Unreinheit, Schlechtigkeit, Nihilismus…  ) führt zu einer Verdeckung und schließlich zu einem Versiegen der inneren Anlagen.

Fichte sagt: ” Und welches ist denn dieses außer der Vorstellung liegende, das ich mit meinem heißesten Sehnen umfasse? Welches die Gewalt, mit der es sich mir aufdringt? Welches ist der Mittelpunkt in meiner Seele, an welches es sich hängt und anheftet – nur zugleich mit ihr selbst vertilgbar?
Nicht bloßes Wissen, sondern nach deinem Wissen TUN ist deine Bestimmung: so ertönt es laut im Innersten meiner Seele, so bald ich nur einen Augenblick mich sammle und auf mich selbst merke. Nicht zum müßigen Beschauen und Betrachten deiner selbst, oder zum Brüten über andächtigen Empfindungen, – nein, zum Handeln bist du da; dein Handeln und allein dein Handeln bestimmt deinen Wert.”