Progression und Gleichzeitigkeit

“Um die Jahrhundertwende behandelten die Impressionisten Licht als eine reine Kraft, die Formen hervorruft und wieder auflöst und in ihre elementaren Bestandteile der Empfindungen zerlegt werden kann, die logische Ausweitung dieser Arbeit war der Pointillismus, der die ganze Natur auf Farbpunkte oder Farbquanten reduzierte. Einige Jahre später wurde in der Physik derselbe Gedanke formuliert – die Quantentheorie des Lichts und der Materie von Planck und Einstein.
Ruhen solche Konzepte und Einsichten in irgendeiner verborgenen, symbolischen Form im Unbewußten? Oder kann man sich ihnen in der Natur nähern, nicht direkt, aber in irgendeiner versteckten Weise, die dann über die Sprachen der Kunst, der Literatur, der Musik oder der Wissenschaft entschlüsselt werden muß ? Die vielen Beispiele gleichzeitiger Bewegungen des Denkens und Fühlens sowie die Ideen unverbundener Gruppen über die Grenzen von Disziplinen hinweg lassen vermuten, daß hinter diesen Gleichzeitigkeiten und Synchronizitäten ein tieferer Sinn liegt.’

Tatsächlich ist dieser  Sinn leicht benannt, denn:  
Die Weltgeschichte ist die Auslegung des Geistes in der Zeit. Dieser Hegel zuzuordnende Gedanke wird vorher prinzipiell schon im Neuplatonismus entfaltet,  meint eine Zeitachse der Progression des Emanierten zur Zurückkehr zu sich selbst in seiner Ur-Einheit; insofern handelt  es sich innerhalb der Vielen, die  zu ähnlicher Zeit inkorporiert sind,  um die Teilhabe an der selben Seelensubstanz auf verwandtem Stand, eben auf dem Stand einer sinnhaften geschichtlichen Zusammenheit und Ausgerichtetheit zum  höheren Zweck.
Über den neuplatonischen Zeitbegriff: “Die Ewigkeit des überzeitlich Seienden ist als eine Art von Leben aufzufassen. Hier versteht Plotin unter „Leben“ die Selbstentfaltung eines einheitlichen Ganzen (des Nous) in die Vielheit seiner Elemente (der Ideen). Dies bedeutet aber keine Aufspaltung der Einheit, denn die Elemente verbleiben in der Einheit des Ganzen. So wie die Ewigkeit auf der Selbstentfaltung des Nous, basiert die Zeit auf der Selbstentfaltung der Seele. In der Zeit tritt die Einheit des Lebens der Seele in eine Vielheit auseinander, deren Elemente durch den Zeitfluss voneinander getrennt werden.
Damit wird für die Seele das Ineinander der Ideenwelt zu einem geordneten Nacheinander einzelner Ideen –
die Seele verzeitlicht sich.]Als Bestandteil der geistigen Welt gehört jede einzelne Seele eigentlich der ewigen Einheit des Geistigen an, doch ihr naturgegebener Wille zu einem Eigendasein ist die Ursache ihrer Vereinzelung. Da diese Vereinzelung als Abtrennung von der Ganzheit des Seins notwendigerweise eine Verarmung ist, besteht in der Seele der Impuls zur Beseitigung dieses Mangels an Fülle. Zeitlich ausgedrückt heißt das Rückkehr in die Einheit.”
(
Wikipedia)