Das Hinausschwingen

Meister Eckhart sagt: “Nun gebt acht! Nirgends ist Gott wie in der Seele. In allen Kreaturen ist etwas von Gott, in der Seele aber ist Gott göttlich, denn sie ist seine Ruhestatt. Darum spricht ein Meister: Gott liebt nichts als sich selbst; er verzehrt all seine Liebe in sich selbst. – Der wäre wohl ein Tor, der mit einem Griffe hundert Mark greifen könnte und nur einen Pfennig griffe. – Seine Liebe (zu sich selber aber) ist in uns ein Aufblühen des Heiligen Geistes. Um es anders auszudrücken: Gott liebt nichts in uns als die Gutheit, die er in uns bewirkt. Ein Heiliger sagt: Es wird nichts gekrönt von Gott als sein eigenes Werk, das er in uns wirkt. Niemand (aber) soll darüber erschrecken, daß ich sage, Gott liebt nichts als sich selbst; es ist unser Allerbestes , denn er hat darin unsere größte Seligkeit im Auge. Er will uns damit in sich selbst locken, daß wir geläutert werden, damit er uns in sich versetze, auf daß er uns in sich und sich in uns mit sich selber lieben könne. “

Diese werdende Selbstliebe muß sich demnach in eine Einsheit bilden, daß heißt, daß der Bildende im Sich-Bilden eben die Qualität annimmt (oder wird), die auch im Wesen ‘Gott’ ausmacht, und hierin -aus der Warte des Einen wie des Einzelnen, löst sich die Unterschiedenheit zuletzt durch totale Aneignung – in Nichtung aller Attributierung oder Relation – auf; und hierzu ist die Überwindung des Naturhaften von Nöten.
Volkmann-Schluck sagt über den Neuplatonismus: “Das Naturhafte ist von dem Nous, dem Ort der Eide selbst, bereits so weit entfernt, daß es dem Eidos, also sich selbst , immerfort schon entgleitet und sich nur durch unaufhörliche Hervorbringung von wesensgleichen einzelnen in sich selbst halten kann.”
Dies impliziert für die Frage nach der Rückexplikation, daß die zeugende (libidinöse) Energie transformiert werden soll zu der Zielrichtung, die nicht mehr Form und Gattung affimiert, sondern ausschließlich Geistiges im Geistsein gebiert – und daher muß sie inkludieren und verallgemeinern – oder aber – wenn sie doch (noch) Naturhaftes hervorbringt – dies in einer Form geschieht, die zur Transzendierung des (weltlichen) Eigenseins hinzuleiten befähigt ist.

“Nur im Hinausschwingen über alle Bestimmtheit der Gestalt wird das Eine offenbar. Ihm darf keine Bestimmung beigelegt werden, weil jedes Bestimmen durch ein Prädikat einer Eingrenzung gleichkommt.”
“Das Erfahren des Einen aber erfordert ein Sich-halten im Einssein und Ganzsein ohne den Unterschied.” (Volkmann- Schluck über den Neuplatonismus)