Kultur, Begriffe

Aus “Disziplinen der Philosophie, Kulturphilosophie” (Birgit Recki):

Dilthey: “Kultur ist die Gesamtheit der Objekte, an denen allgmein anerkannte Werte haften, und die mit Rücksicht auf diese Werte gepflegt werden.”

Nietzsche: “Herrschaft der Kunst über das Leben: Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäußerungen.”

Simmel: “Die Vollendung der menschlichen Seele auf dem Umweg über die Objekte.”

Cassirer: “Kultur ist Form der Freiheit und geschichtlich betrachtet der Prozeß der fortschreitenden Selbstbefreiung des Menschen.”

Plessner: “Kultur – Gesetz der vermittelten Unmittelbarkeit: Das Bedürnis nach Ausdruck in Mitteilung und Gestaltung realisiert sich in Beziehungen des Objektbezuges.
Das Gesetz des utopischen Standorts: In der Kultivierung seiner Bedürfnisse ist der Mensch immer schon über sich selbst hinaus und damit auf Transzendenz und Zukunft verwiesen. Die Kultur ist der mit seiner Ergänzungsbedürftigkeit gesetzte Umweg zu einem zweiten Vaterland.”

Recki: “Gesellschaft bezeichnet den Aspekt der freien Vereinigung zur gemeinsamen Bewältigung des Lebens und damit den vollzugsorientierten kommunikativen Charakter der Schaffung eigener Verhältnisse. – Kultur bezeichnet den Aspekt der Hervorbringungen, der objektiven Leistungen – der Werke, die aus dieser kollektiven Lebensbewältigung hervorgeht.”

Wenn man es (neu)platonisch oder allgemein idealistisch fassen mag, kann man Kultur(leistung) als eine sichtbare Topologie des Aufstieges (des Menschen) beschreiben. Das kulturelle Objekt hat dabei zwei Merkmale aufzuweisen, nämlich zugleich Zeitverhaftethteit und Überzeitlichkeit, die sich nicht widersprechen:

1. Das kulturelle Objekt ist In Bezug-Setzung zum Transzendenten und daher auch zum Zukünftigen (da die transzendente Verwirklichung für den menschlichen Zeitbegriff als Zukünftiges dargestellt werden muß). Kultur hat in dieser Betrachtung die Repräsentanz eines zurückgelegten Weges inne, eines Status Quo, das Objekt der Kultur zeigt das Stadium, in dem der Mensch bzw. eine Gesellschaft sich auf diesem Weg zum “Über ihm Erahnten” befindet und besitzt so also nicht zeitlosen Charakter, sondern ist im Gegenteil seiner Zeit verhaftet als Abbild des Standes, als Signum (als Wegmarke) dieses Prozesses.
2. Das Kulturobjekt ist gleichzeitig aber überzeitlich in seiner Symbolhaftigkeit, die einen Verweis auf das Überzeitliche oder Ewige (Kommende, Übersteigende, Erwartete und Erhoffte, Auszufüllende) gibt.

Kultur und Dekadenz
Kultur nach Rousseau wäre ein synonymer Begriff für Entfremdung (vom Naturzustand) und Dekadenz – Kultur im eigentlichen Sinne meint aber den Vorgang und das Resultat einer kollektiven ‘Bewältigung’ eines Aufstiegs – im teleologischen Sinne (Kant: ‘Nur die Gattung, nicht das Individum erreicht die Bestimmung’). Aber auch das Dekadente (das Subjekt, das nicht über das Subjekt hinausblickt, das Erstarren), ist ein Prinzip innerhalb der Natur (wie soll es auch außerhalb der Natur sein?) – evolutionär bezeichnet es ein (nun nutzloses) zum Ende kommen, ein Absterben.