Begehr und Gewahrwerdung

Fichte sagt:
“Dies ist der Grundcharakter der sinnlichen Selbst-Liebe, daß sie ein, auf eine bestimmte Weise gestaltetes Leben, und ihre Glückseligkeit von irgendeinem Objekte, begehrt; dagegen die Liebe Gottes alle Gestalt des Lebens; und alle Objekte, nur als Mittel betrachtet; und weiß, daß durchaus alles, was gegeben wird, das rechte und notwendige Mittel ist; drum durchaus und schlechthin kein, auf irgend eine Weise bestimmtes Objekt, will, sondern alle nur nimmt, wie sie kommen.”

Dies impliziert nun: Ändert sich die objektbezogene Begehr zur gemeinten Gewahrwerdung, gibt man Platz einer tieferen Dynamik eines Selbstvollzuges im und aus dem höheren Selbst, das zur Ganzheit und Einheit strebend der ‘Liebe Gottes’ ja anteilig ist. Dieses Selbst begreift weltlich-eigenes Sein aus diesem Selbst (als zuletzt Göttliches), wie eine vermittelte Figur von oben betrachtend, und begreift diese als ein Wollen, daß dieses Ich – auf die Dinge der Welt gerichtet – erst affimiert. Reicht dies Wollen aber an den viel tieferen Kern des Eigenen, so muß es auch ein tieferes Empfinden für die Notwendigkeit zum Eigentlichen finden, das aber die (zum Weltlichen gerichtete) weltaffirmative Begehr ablegt und so vielmehr ein Wollen wird, zu sich selber (seinem Oberen/ seinem Inneren) zu kommen, das auf viel größere Weise zum Eigen (-Besitz der Seele) strebt als das äußere Ich aus sich im Weltlichen dies könnte oder wüßte – dem Sinne nach eben, daß dies Äußere (Wollen) eben nur ein Wiederhall oder eine Verlagerung vom Eigentlichen, also auch der eigentlichen Intention – darstellen muß. Hierin -so sieht man- liegt durchaus eine tiefere Berechtigung zu Erwerb und Zuwachs und Besitztum, nämlich wenn dies alles zum besagten Zweck gereicht. Die intentionalen Umstände in der Veräußerung, die nun eintreten, sind so in gewisser Art schnittmengenhaft überlagert mit den tiefsten Intentionen des Ich (da dieses Teil des tieferen Wollens ist), werden dann aber Mittel zum höheren Selbst zu seiner sich Selbst-Verwandtheit – die sich im Weltlichen Objekte zusammenfügt, die sich zum tiefsten Willen befreien und objektivieren, wenn sie sich hierin (intentional) nur ähnlich genug sind. Und so wird aus der Selbst-befreiten Liebe doch ein Zukommen für das Ich, das alles erwirkt im Begehr des irdischen (Lassens).