W. Beierwaltes zum Neuplatonismus: “Der für das Sein, d.h. den ontologischen Status des Bildes gebrauchte Terminus ‘dialektisch’ möchte darauf verweisen, daß Ähnlichkeit und Unähnlichkeit, Identität und Differenz, im Bild nicht gegeneinander stehen, sondern daß sie in ihm zu einem Miteinander-Wirken verbunden sind. In dieser Verbindung schlägt allerdings die Identität oder Ähnlichkeit gegenüber der den Bezug zum Ursprung zunächst negierenden Differenz als ein intensiver Wirkendes, Rückführendes oder Rückbindendes durch. Rückbindende oder rückerinnernde Ähnlichkeit, durch die übergreifende Identität bestimmt, hebt also das negative Moment im Bilde zumindest insoweit auf, daß der je verschiedene Bezug zum Ursprung in je verschiedener Weise ‘realisiert’ werden kann.
Realisierung des Bildes heißt demnach: Bewußtmachen der Bildhaftigkeit von Wirklichkeit, damit aber zugleich deren denkende Überwindung oder Aufhebung. Bild ist nicht nur einsinnig es selbst, sondern von seinem Grund her ‘Ur-Bild in der Form seiner eigenen Veräußerung’. In der je verschiedenen Realisierung des Bildes führt es sich selbst in je verschiedener Form wieder in seinen Grund zurück.”
Hier führt die gnostische Vorstellung eine aktive – gleichsam selbstevidente – Hemmung in solche Dialektik ein- eine Instanz nämlich in personalisierter, objektivierbarer Form, als eine Macht, die das angesprochene intensiver wirkende Prinzip der Rückführung – also die Macht des Stärkeren, Höheren und Letzten, was zur teleologischen Verwirklichung drängt -in Bewußtheit behindern will. Es handelt sich um eine Ermächtigung, eine Auflehnung eines personifiziert gedachten, demiurgischen Agens, das, selbst gar seiner Inferiorität bewußt, doch je wirkmächtiger wird, desto mehr Kraft es durch individuelle und kollektivistische Bezüge (aus der Welt) zum Welt- Bild akkumulieren kann, die dann die durchwirkende Kraft des Höheren ebenso verstellen wie dessen Bilder im Hier, dies durch Abschirmung, Abtrennung der Blickrichtung zur eidetischen Sphäre, durch Entfremdung von der Idee, den Meta-Bildern und ihrer hiesigen Übersetzungen oder Symbolismen.
Eine solche Zwischeninstanz läßt sich indes – trennt man sie von ihrer mythologisierten Gestalt – wiederum doch der plotinischen, dezidiert antignostischen Ansicht annähern: Da selber ein Abkömmling (des Einen), lebte dies Ens zuvorderst ja selber als Idee oder Anlage, sodann als hiesige Manifestation defizienter Seelenqualitäten – die so erst zum (vermeintlichen) Agens genährt werden – somit als kollektiv bedingter Archont. Also bekommt dieser durch dauerhaften (falschen) Blick erst Bestand verliehen – aber dieser Bestand ist abhängig von der Seele, denn das Kollektiv verortet sich selber in seiner höheren verbindenden Identität als schaffende Weltseele (in Rückbindung zum Geist) – alles Resultat danach ist Psyche- der Archont als Wirkprinzip im Weltlichen (wie die Welt selbst und alles andere) ist Verwirklichung des seelischen Explikationsprinzips! Die gnostisch-demiurgische Hemmung wäre damit etwa als ein Übergewicht kollektiven Verbleibenwollens in einer sich entgeistigenden Umgebung defizienter, ‘beschädigter’ Immanenz(-vorstellungen) zu erklären. Die individuelle Abschottung oder Negation der selbstbestimmenden Aspekte der Person und schließlich des Selbst (“Selbst” im Sinne C.G. Jungs) schafft Möglichkeiten psychischer negativer Akkumulation, die – durchaus zu weltlicher Ermächtigung und Manifestation führend – in ihrer (Meta-) Fortsetzung umso mehr den Ruch der vorexplikativen (noussphärischen) Autonomie annehmen können – weshalb auch die demiurgischen Prinzipien prinzipiell dem Nous zugeordnet werden. Aber Plotin sagt schließlich selbst, die Menschen hätten die Götter erschaffen, und nicht etwa umgekehrt.