Vielfachbilder

“Wie auch immer sie funktioniert, die Nichtlokalität hat umstürzlerische Folgen für unser Verständnis des Raums. Ihre Entdeckung legt nahe, daß wir möglicherweise in einem ‘holistischen’ Universum leben, in dem Dinge, die weit voneinander entfernt zu sein scheinen, auf einer tieferen Ebene der Realität nicht wirklich getrennt sind. Der Raum unserr Alltagserfahrung könnte eine Illusion sein, eine bloße Projektion eines tiefer liegenden kausalen Systems. Ein schönes Bild dafür ist das Kaleidoskop. Man stelle sich verschränkte Teilchen nicht als magische Münzen vor, die irgendwie Botschaften durch den Raum austauschen, sondern als Vielfachbilder einer Glaskugel, die einem Kaleidoskop gleich rotiert – unterschiedliche Widerspiegelungen des immer selben Teilchens.” (Jim Holt)

Dies Bild vom Kaleidososkop ist dabei auch geeignet, ein Konzept der viele Welten innerhalb eines Monismus zu veranschaulichen: Denn dessen mannigfache Zustände sind zuletzt aus Einem, sind aber durch die Art der Betrachtung in verschiedene Form gekommen.
Es ist so ein Gleichnis für Welt als solche und Vielheit innerhalb einer einzigen Welt aus einer Einheit, aber ebenso spricht es für eine Abtrennung von divergierenden Ansichten (die zudem der Möglichkeit nach sehr ähnliche Zustände annehmen können), denen man jedem einzelnen selbst das Tribut ‘Welt’ als perzeptionellen Abkömmling des Grundes zusprechen würde, denn sie bilden ihr eigenes und ‘abgetrenntes’ Wesen als Teil – und in Teilhaftigkeit (sic!) – was zugleich eine Hinwendung zur Gesamtheit impliziert. Teilhafte Ansicht gebiert indes Welt -und divergierende Perzeption formt divergierende Welt(en).
Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus: “Darin besteht allein die Hypostasis: im Zum-stehen-gekommen-sein der Denkbewegung in dem zurückgewandten Hinsehen auf das Eine des Ursprungs, d. h. im Stehen in sich selbst.”
Dieses Stehen ist bewegtes, aber in Kontinuität gehaltenes Abbild der Eigentlichkeit und hat endlose Möglichkeiten zum Ausgang oder zur Explikation. Diese ist nicht bestimmt durch das Eine selbst sondern durch die Reduktion in das Bild durch das reduzierende Teil-Ens des Einen, das nach dem Einen blickend viele welthafte Bilder gebiert.