Rückgänge aus dem Bild

W. Beierwaltes über den Neuplatonismus: “..die Welt (kosmos) unmittelbar abhängig von der Welt-Seele, mittelbar aber vom Geist in seiner Funktion des demiurgischen (creativen) Prinzips, ist Bild beider: des Geistes als der intelligiblen, das Sein der Ideen zu einer reflexiven Einheit fügenden Welt, die sich in der sinnenfälligen Welt, diese konstituierend, abbildet und der Seele, die, rationale Verhältnisse und damit ‘Kosmos’ schaffend, Bewegungs- und Einheitsprinzip von Welt ist; der Mensch aber als Glied des Kosmos oder als individuell bestimmbarer Mitspieler im Welt-Drama ist in Raum und Zeit, mit Materie vielfältig verbunden, Bild des intelligiblen Menschen, ob man nun Ideen von Individuen im ‘Kosmos noetos’ annehmen kann oder nicht und damit einzig auif die Idee ‘Mensch’ rekurrieren müßte: Seele und Geist in ihm verbinden ihn jedenfalls mit der ihm transzendenten, intelligiblen Dimension absoluten Seins und Eins-Seins und dadurch mittelbar auch mit dem Einen selbt als dem eigentlichen Ur-Bild. Dieses ist als Erstes, als der absolute Anfang oder als Vor-Bild selbst bild-los – durch seine absolute und maß-gebende Transzendenz freilich in anderer Weise als Materie.”

Hierzu eingangs ein Satz aus meinem Artikel “Welt-Sehen”:
Wir als Menschen sind von höherer Warte selbst die Schöpfer des Sehens und somit der physikalischen Etablierung der Konkretisierungen von allgemeineren und höherrangigen Wellenfunktionen zur Weltausformung. Die Welt selbst kommt erst durch das Sehen. Aber wohin kommt sie? Schließlich ist sie selbst Welt und kann nicht in solche gebracht werden. Sie kommt eben nur zum Sehenden -in seinem Gesehenen- und so allein in seinem Innensein, daher auch kann Kant zu Recht sagen, die Welt wäre im Bewußtsein, im Denken.
So ist Bild immer Verwirklichung des Einen im Sinne einer unendlichen Brechung wie in einem Kaleidoskop, aber eben bereits in einem vorexplikativen (Teil-) Sinn oder Bewußtsein der noetischen Sphäre angelegt. Erst die Summierungen des Gesehenen ermöglichen einen Rückgang in den Urzustand nach Aufstieg über die Hierarchien der Ideen. Wie denn aber kann das Einzelne überhaupt sehen, was Alles ist? Nur, indem es die andere Sicht durchlebt und durchsieht – und weiter noch: Indem es die Sicht ganz hinter sich läßt und die ursächlicheren Anlagen wahrnimmt, die über dem physikalischen Sehen sind. Da man diesen Weg oft geistig nennt: Sinnenfälligkeit und Sehen, Schau, Geist und Denken sind im Höheren kein Verschiedenes oder gar ein Widerpart mehr, sie werden vielmehr eines. Daher – eine weltliche Propädeutik: Das Lassen von Denkinhalten, das Lassen auch von Sehen. Weiter: Von Konzepten, Sichtweisen (sic) und Blickwinkeln. Das Wirken ist dabei als solches als ein Durchwirken zu verstehen, dessen nämlich , was nicht zu erdenken ist. Zum anderen ein Übersteigen der Sinne – dies wird zumeist übersehen- als Anforderung an die (Hebung der) Physiologie. All dies dient der Überwindung, der Übersteigung der partiellen Sicht jenseits der normal-körperlichen Perzeptionsmechanismen und -möglichkeiten hin zur Synästhesie der Feinstofflichkeit, die das höhere Sein repräsentiert.