Drang zum Werk und Kontinuität

Plotin: “Wie kann nun in dieser höheren Seele ein Wahrnehmungsvermögen vorhanden sein? Nun, ihr Wahrnehmungsvermögen richtet sich auf die Wahrnehmungsgegenstände dort droben, und diese Gegenstände sind solche, wie es der oberen Welt entspricht. Daher nimmt der irdische Mensch wahr, indem der wahrnehmungsbegabte Mensch die sinnliche Harmonie vermöge der irdischen Wahrnehmung aufnimmt und von dieser untersten Stufe ein Band knüpft zur Harmonie in der oberen Welt, und nimmt das Feuer wahr, indem er es verknüpft mit dem Feuer der oberen Welt, von welchem die obere Seele Wahrnehmung hatte entsprechend der Natur des Feuers dort oben. Denn sind diese Körper dort oben, so hat auch die Seele Wahrnehmung von ihnen und kann sie erfassen, und der obere Mensch, die Seele dieser Art, kann sie erfassen, woher denn auch der spätere Mensch, das Abbild jenes oberen, ihre Formen in der Nachahmung hat.”

Hier finden wir auch den Drang zum Werk begründet!
Und das Werk ist immer nur Verweis, es befaßt sich im Formhaften (idealiter) mit einer Abbildhaftigkeit der Ideen und ihrem Durchscheinen (und so der Transparenz der Form), oder es will im Informellen alle Form überwinden oder nach der Abstraktion und Dekonstruktion neu zusammengestzt wissen, um andere, überweltliche Gestalt zu finden. (Hierher gehört auch der Begriff des ‘Er-Findens’.) Dieses Band ‘nach oben’ zu knüpfen ist als Drang im Selbst angelegt und in der hierin begründeten Selbstverantwortung zur Rückwendung auf die Eigentlichkeit entsprechend wahrzunehmen.
“Das Feuer der oberen Welt”: Dies meint die Energetik der Seinskontinuität zum Hier. Fichte sagt: “Nicht erst, nachdem ich aus dem Zusammenhange der irdischen Welt gerissen werde, werde ich den Eintritt in die überirdische erhalten, ich bin und lebe schon jetzt in ihr, weit wahrer, als in der irdischen, // Ich lebe und wirke sonach schon hier, meinem eigentlichsten Wesen und meinem nächsten Zwecke nach, nur für die andere Welt, und diese Wirksamkeit für dieselbe ist die einzige, der ich ganz sicher bin.”)
Und eine genauere ontologische Charakteristik der Seele: Sie ist eine defiziente Form der vollen Gegenwärtigung des Geistes.
So ist auch der bildnerische Vollzug, der ja der schaffenden Tätigkeit der Seele entstammt, nun umso mehr entfernte, formhafte Repräsentanz eines abgeschwächten Seins.
Daher fügt sich hier folgender Grundsatz an: Zum Nutzen der Rück-Emanation – zum Sinn aller Gestaltung – gereicht allein die Richtungsweisung allen Tätigseins und Denkens zum Einen.