C.G. Jung: “Die Seele war stillschweigende Voraussetzung, die sich seiner in allen Stücken bekannt schien. Mit der Entdeckung der Möglichkeit eines unbewußten seelischen Bereichs war die Gelegenheit zu einem großen Abenteuer des Geistes geschaffen, und man hätte erwarten können, daß ein leidenschaftliches Interesse sich dieser Möglichkeit zuwenden würde. Bekanntlich war dies nicht nur nicht der Fall, sondern es erhob sich im Gegenteil ein allgemeiner Widerstand gegen diese Hypothese. Niemand zog den Schluß, daß, wenn tatsächlich das Subjekt des Erkennens, nämlich der Seele, auch eine dunkle, dem Bewußtsein nicht unmittelbar zugängliche Existenzform besitzt, alle unsere Erkenntnis in einem unbestimmbaren Grade unvollständig sein muß.
Die Gültigkeit des bewußten Erkennens war in einem ganz anderen und bedrohlicheren Maße in Frage gestellt.”
Hier ist anzufügen: Bewußtes Erkennen birgt also lediglich eine Teilerkenntnis und diese muß sich – plotinisch gesprochen – durch einen anderen Prozeß, ein Art des hinter den Geist Gehens komplettieren lassen können.
Denken im Gebräuchlichen heißt vor allem Erfassen und darüber auch Gebären.
Das Komplettierte, das Einheit Bildende hingegen hat ja das Attribut, schon alles innezuhaben, es zeichnet sich daher durch die Eigenschaft des Umfassens aus.
Umfassen heißt für uns als Subjekt, als singuläre Entitäten: Erlangung, Durchdringung, Eigen machen, vergrößern, verstehen. Dies gerade durch alles Sein der Person, so es auch im ganz Verborgenen liegen mag – im Innen zum Organum des Erkennens wie auch im Außen in der bisher unberührten Welt (als Erkenntnis-Sphäre) – da es tiefer mit dem Ganzen korreliert als nur die intellektuelle Tätigkeit allein, bedeutet dies die eigentliche Exploration von Sein und Sinn.
C.G. Jung: “Ziehen wir die Hypothese des Unbewußten ernstlich in Betracht, so müssen wir einsehen, daß unser Weltbild nur als vorläufig gelten darf; denn wenn man am Subjekt des Wahrnehmens und Erkennens eine so grundlegende Veränderung wie die einer ungleichen Verdopplung vollzieht, so muß ein Weltbild, das von dem bisherigen verschieden ist, entstehen.”