“Ein treffendes Beispiel für unser menschliches Dilemma – das verzweifelte Bemühen, mit materiellen Mitteln Göttlichkeit zu erlangen – wäre schwer zu finden. Zu unserem vollen Potential als göttliche Wesen können wir nur durch eine innere Erfahrung gelangen. Dies erfordert den Tod und die Transzendenz unseres eigenständigen Selbst, das Abwerfen unserer Identität als ein hautumschlossenes Ich. Wegen unserer Furcht vor Auslöschung und wegen unseres Festhaltens am Ich müssen wir uns mit Surrogaten begnügen, die den Atman ersetzen sollen.Diese verändern sich im Laufe des Lebens und sind immer auf ein bestimmtes Stadium zugeschnitten.
Gleichzeitig haben wir eine tiefe Ahnung, daß unsere wahre Identität die Totalität der kosmischen Schöpfung und das schöpferische Prinzip selbst ist,
Aus diesem Grund werden uns Ersatzbefriedigungen, einerlei welcher Stufe und welchen Umfanges, nie erfüllen können.”
(Stansilav Grof)
Die Kreativität, der Gestaltungswille im schöpferischen Prozeß kann zwar ebenso als Surrogat, ebenso als Ich- (“Ich” im Sinne von Ego)-Erweiterung gedeutet werden, diese kann aber über die Ich-Ausdehnung zur Ich- Transzendierung fortschreiten, ein künstlerischer Prozeß kann also anhand der Weisung über das hautbegrente Ich hinaus mit sukzessiver Ich-Abgabe (“paradoxerweise” mit fortschreitender Individuation) eine geistig – formative Ebene (etwa entsprechend Platons Reich der Ideen)- repräsentieren. Der kreative Prozeß ist(neben dem religiösen)der einzige halbbewußte bis geplante nicht-surrogative Prozeß des Erweiterns, des Durchstoßens zu Ebenen, die im Tag – Bewußtsein zwar latent enthalten sind, aber durch die vierdimensionale Brechung und der damit verbundenen reduzierten Wahrnehmung verborgen werden.