Russell, Huxley, Implizität

Aldous Huxley in ‘Die Pforten der Wahrnehmung’: “…schreibt Georg Russell davon, die Welt von ‘einem unerträglichen Lichtglanz’ erleuchtet gesehen zu haben; plötzlich ‘Landschaften, so lieblich wie ein verlorenes Paradies ‘ erblickt, eine Welt wahrgenommen zu haben, wo ‘die Farben leuchtender und reiner waren und doch eine sanftere Harmonie bildeten.’ Und weiter:”Die Lüfte funkelten und waren klar wie ein Diamant und doch reich an Farben wie ein Opal, als sie durch das Tal glitzerten, und ich wußte, das Goldene Zeitalter war rings um mich, und wir waren blind dafür gewesen, war es doch nie aus der Welt entschwunden. ”
“Hier aber, an den Grenzen der visionären Welt, stehen wir Tatsachen gegnüber, die ebenso wie die Gegebenheiten der Natur vom einzelnen Menschen wie von der Menschheit als Ganzem unabhängig sind und nach eigenem Recht existieren. Und ihre Bedeutung besteht genau darin, daß sie ganz und gar sie selbst sind und somit Manifestationen des wesentlichen Gegebenseins, des nicht-menschlichen Andersseins des Universums sind. ”
Zuerst einmal  fällt hier die eindringliche Schilderung einer entschleierten Implizität auf, die stark an folgendes apokryphe Jesuswort erinnert: “Das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht” (Thomasevangelium).
Russell, der in Meditation geübt war, überkamen sporadisch visionäre Zustände. Interessant im Kontext ist der zweite Teil  seiner  Aussage: ” Wenn ich meditiere, spüre ich in den Gedanken und Bildern, die auf mich eindringen, Spiegelungen  von Persönlichkeiten; aber es gibt auch Fenster in der Seele, die es ermöglichen, Bilder zu erblicken, die nicht vom menschlichen, sondern vom göttlichen Geist geschaffen wurden.”
Nach der Lehre von den Hypostasen läßt sich diese Sphäre als das Geistige (als Vielheit) schlechthin beschreiben. Das Geistige konstituiert sich zu Welt, der Mensch kann durch den Perzeptionmechanismus aus Sinnen, Genom und Gehirn “Welt” erfahren, ein Verschieben des perzeptionellen Abgriffes bewirkt andere Explikationen (Darstellungen) der Wellenfunktionen und generiert somit andersartige (aber intersubjektive!) Welten. Es  handelt  sich um  Welten, die völlig unabhängig von der Erwartungshaltung oder jeglicher anderen  Dispositition des Betreffenden zu bestehen scheinen.
Da die Schilderungen von Verklärung, von Jenseitsvorstellungen oder verschiedenen paradiesischen Zuständen immer wieder in ähnlicher Form wie bei Russell auftauchen, kann dies als Indiz dafür angesehen werden, daß  in der Umgebung der menschlichen Wahrnehmung eine solche Welt zu liegen scheint, die zunächst nicht als getrennt und besonders andersartig betrachtet werden darf, sondern prinzipiell als Fortsetzung eben unserer  Welt anzusehen ist, die uns lediglich im Aussehen  der alltäglichen perzeptionellen Reduktion bekannt ist.  Im Sinne des Wortes darüber hinaus  muß unter zunehmender Subjekt-Objekt-Annäherung vom Beobachter zum Beobachteten  (als  Notwendigkeit der ontologischen Verbundenheit und monistischen Durchwirkung der Seinsbereiche, Huxley: “Und es gibt auch, jenseits aller Zeit, ein Erleben der Vereinigung mit dem göttlichen Urgrund.”) von einer Scheinhaftigkeit (oder-Geist-Haftigkeit) auch aller parallelen und höheren Welten – die präexistent als geistige Konzeption oder Idee vorliegen und erst  in der Wahrnehmung aktual werden –  ausgegangen werden. Geist konstituiert apriorische Form, und zwar durch den Willen zur Form als geistige Konzeption (Idee), Durch die Annäherung des Subjekts an den objektiven Geist übernimmt dieses seine gestalterische Möglichkeit, so wird Form zur disponiblen Größe in Abhängigkeit der Resonanz zum gestalterischen Geist-Prinzip. Es mag hier Modifikationen der Abgriffsmöglichkeiten durch Halluzinogene im Gehirn geben, die diesen Zustand forcieren (wie bei Carlos Castaneda in den Lehren des Don Juan geschildert). Das Bewußtsein geriert sich hier so zum  Herr der Form.
In diesem wechselwirkenden Sinne verstehe ich auch folgende Äußerung Huxleys:
“Licht, Farbe und Bedeutsamkeit existieren nicht für sich allein. Sie verändern Objekte oder werden von diesen manifestiert.”