Das verlustfreie Vollkommene

“Das Absolute ist vollkommen und vollständig, und deshalb ist alles, was vom Absoluten ausgeht, wie die erschaffene Welt, ebenfalls ein vollständig Ganzes. Was immer vom vollständigen Ganzen hervorgebracht wird, ist ebenfalls in sich vollständig . Und dennoch bleibt das Absolute (obwohl unbegrenzt viele vollständige Einheiten von ihm ausgehen) immer parnam, d. h. die allumfassende, unverminderte Persönlichkeit Gottes.” (Isa Upanisad)
Im Neuplatonismus begegegnet uns das gleiche Prinzip des verlustlosen Über-Sich-Hinausgehens aus dem Einen.  Plotin nutzt hierfür wiederholt das Bild von der Sonne, deren fortwährendes Abstrahlen  doch keine Minderung ihres eigenen inneren Wesens oder Gehaltes bedeutet.
“Der schlechthin einige Ursprung, der nicht Geist ist, kann deshalb den Geist erzeugen, weil er die jede denkende Verwirklichung überragende Dynamik alles dessen ist, was im Nous angeschaut, in vieles auseinandertritt. Das Wesen des Seins ist selbstschöpferisches Erwirken, Über-sich-Hinausgehen, ohne daß die Potenz selbst eine Einbuße an Sein erlitte und sich verbrauchen könnte.” (Volkmann Schluck)
Und im folgenden ein Satz von Volkmann-Schluck über die Genese des  Einzeldinges bei Plotin,  welches  nur perpektivisch zum Sein Gekommenes ist, das  dadurch nicht Verlust am Einen erwirkt, weil es  als  Blickrichtung und somit zergliedernder Aspekt innerhalb seines eigenen Selbstverständnisses und -vollzuges verstanden werden muß  (jenseits der Tatsache, daß  einem Monismus per se nichts hinzugetan  oder weggenommen werden kann).
“Das Denken des Nous ist eine im Hinausgehen fortwährende Rückwendung zu dem Ursprung. Was aus diesem entsteht, das kommt nicht durch die Trennung zum Sein, sondern durch die Rückwendung zu ihm. Durch diese kommt die Denkbewegung als sich auf sich beziehendes Noeton zum Stehen. Denken ist das Standgewinnen des Geistes in der Rückwendung zur Einheit, d.h. aber zu sich selbst, so daß sie begriffene Einheit wird, die sich bereits in einer Vielzahl von Konstitutionsmomenten explizieren läßt. Durch das zurückgewandte Hinschauen auf die Einheit konstituiert sich die Usia, die Wesenheit und Bestimmtheit überhaupt.”
“So ist das Wesen des Seins Dynamia, schöpferisches Aus-sich-heraus-setzen eines Denkendseienden in der immanenten Bestätigung seiner selbst, Manifestation seiner Macht.”
Ein Blick in die Texte der Veden zeigt hier übrigens eine Korrelation zur Konzeption von Krsna als mittelbare Verursachung der Schöpfung auf:  “wenn Krsna sich transformiert, bleibt die ursprüngliche Person unberührt bestehen. (Das Absolute kann sich wandeln, ohne sich zu wandeln.)”
A.Risi)