Das Exemplarische

Plotin: “Wenn ferner Jenes nicht schön ist, was sollte denn anderes schön sein? Denn das ihm Vorgeordnete will gar nicht einmal schön sein. Was aber als erstes sich der Schau darbietet, weil es Gestalt ist und Schaubild für den Geist, das ist auch ein herrlicher Anblick. Deshalb läßt auch Plato, der dies auf grund von für uns verständlicheren Hinweisen andeuten wollte, den Schöpfer das vollendete Werk gutheißen, und will damit hindeuten auf die Schönheit des Musters, der Idee und ihre Herrlichkeit. Denn bei jedem Gegenstande der Bewunderung, der einem anderen nachgebildet ist, zielt die Bewunderung auf dasjenige, wonach er gebildet ist; und wenn der Bewundernde nicht weiß, wie ihm geschieht, so ist das kein Wunder; denn auch die Liebenden und überhaupt die Bewunderer der irdischen Schönheit wissen nicht, daß sie es wegen der jenseitigen Schönheit tun: denn durch jene gibt es die Irdische.”

Dies ist Signum der Art des Verständigen: In allen Dingen das Exemplarische zu erkennen, den Hinweischarakter, den es birgt, und damit alles zum Höheren zu verallgemeinern. Nichts davon steht für sich oder hat in sich alleine Sinn. Nur jenseits jeder Vereinzeltheit und Endlichkeit ist Essenz und eigentlicher Bestand. Diese Essenz zu erfahren erstrebt ein jeder – bewußt oder unbewußt -, und in seltenen Momenten fundamentalen Erlebens erschließt sich so mitunter ein Sein in seiner Außerordentlichkeit und Eigentlichkeit (die sich hingegen lebenspraktisch in keiner Weise halten läßt). Und tatsächlich bezeichnet die Profanität und Pragmatik des gewohnten Lebens nicht einmal mehr einen Abglanz dessen, was man (zu Recht) aus dieser Eigentlichkeit begehrt. Und so muß hinter jedem Begehren ein Fixpunkt ausgemacht werden, der das hiesige Begehren lediglich als veräußernden Willen zur Eigentlichkeit erkennt. So soll zur Entwicklung dies Hiesige behandelt und bewertet sein: Nämlich nur als ein Beginn, der Fortsetzung ins Unendliche zu erfahren hat als Wegmarke zum Sein, das erst so genannt werden darf.
Volkmann Schluck sagt in Bezugnahme auf den Neuplatonismus: “Die Wesensbestimmung eines Seienden, das sich selbst in der Vollendung seiner Möglichkeiten denkt, erlaubt nun auch eine genauere ontologische Charakteristik der Seele: Sie ist eine defiziente Form der vollen Gegenwärtigung seiner selbst.” (des Übergeordneten, des Geistigen).