Plotin: “Daß der Mensch vollkommenes Leben hat, da er nicht nur das Wahrnehmungsleben hat, sondern auch die Vernunft und den wahrhaften Geist, das ist auch anderweitig klar. Indessen hat er dies als etwas von sich selbst Verschiedenes? Nein, er ist überhaupt nicht Mensch, wenn er nicht auch dies besitzt, sei es potentiell sei es aktuell (und im letzteren Fall nennen wir ihn dann glückselig). Aber sollen wir diese vollkommene Art des Lebens in ihm als einen Teil von ihm bezeichnen? Nun gilt das zwar von dem gewöhnlichen Menschen, der es nur potentiell hat, daß er es nur als einen Teil besitzt; der andere dagegen ist wirklich glückselig, er, der dies aktuell ist und zur Identität mit diesem fortgeschritten ist; und die übrigen Dinge haften ihm nur noch an, man kann sie kaum noch als Teile von ihm bezeichnen, da sie ihm ohne seinen Willen anhaften (zu ihm würden sie nur gehören, wenn sie nach seinem Willen mit ihm verknüpft wären). Was ist denn nun für diesen das Gute? Nun er ist sich selber das Gute, vermöge dessen, was er besitzt. (Das jenseitige Gute aber ist nur die Ursache des Guten in ihm; die Tatsache, daß Jenes gut ist, ist zu unterscheiden von der Tatsache, daß Es ihm beiwohnt.) Ein Zeugnis hierfür liegt darin, daß der in dieser Verfassung befindliche auf nichts anderes mehr aus ist. Worauf sollte er auch noch aus sein? Auf ein Geringeres natürlich nicht; und dem besten ist er bereits gesellt.”
Wie aber kommt die Potentialität des Alles zur Aktualität? Sie kann dies, indem sie im defizienten Subjekt des Sehens fortwährend im Jetzt – die Gegenwart betrachtend – zugleich von der sichtbaren Gegenwart abstrahiert, dies durch gedankliche und praktische Erweiterung des Erfahrungs- und Alltagsraumes eben zur Potenz der geistigen Aspekte, somit um sich selber näher zu kommen. Aktualiät geschieht durch subjektive Verwirklichung zu objektivem Sein.
Aktualität ist dabei Identität. Identität greift Platz über Gewahrwerdung. Gewahrwerdung ist Ausdehnung durch Erkenntnis und existentiellen Eingang in das Wesenhafte des Seins (des letztlich Einen), und dieses ist verquickt mit dem moralisch Guten (Handeln, Denken in der Welt), da dies dem Wesen des Einen entspricht. Das aber meint auch einen Zugang zur zweiten Hypostase, zu den transzendenten Erscheinungsformen als Verwirklichung des höheren Selbst in seinem eigentlichen (unendlichen) Bezugsrahmen.