Tibetisches Totenbuch, Tierethik

In folgendem Text des tibetischen Totenbuches wird die tierethische Implikation der buddhistischen Lehre in aller Deutlichkeit  veranschaulicht.

“Die Jäger in den Bergen, die Fischer an den Flüssen und jene, die Nutzvieh schlachten; werden weitergehen und in den achtzehn Höllen geboren werden. Der Schlachter niederster Kaste hat sein Leben lang üble Taten begangen und hat sich selber um seine Teilhabe an der Tugend gebracht.

Er hat alle Tiere, die er zu Gesicht bekam, getötet. Er hat sich von warmem Fleisch ernährt, und als Getränk hat er warmes Blut genommen.

In den Hochtälern hat er unschuldiges Wild getötet; drunten im Tal hat er unschuldige Fische umgebracht; 

In ganz Ostindien nennt man dich nur den ‘Schlachter mit der roten Hand’ in ganz Südindien bist du als ‘der Missetäter Laksanaraka’ bekannt; in ganz Westindien wirst du ‘der schwarze unberührbare Schlachter’ genannt; und in ganz Nordindien nennt man dich ‘den schwarzen Mörder aller’. Deine Kaste ist die der schwarzen Candala, und deine Familientradition ist die der Übles tuenden Schlachter. Alle Generationen deiner Familie werden ohne Ausnahme den Weg in die Hölle nehmen. Als du tötestest, schienst du Spaß daran zu haben; als du aßest, schien es dir schmackhaft zu sein – aber schmeckt es jetzt noch so gut? Was nützt dir deine schlaue, schönredende Zunge jetzt? Nun ist für dich die Zeit gekommen, Leiden zu erfahren, zur Vergeltung für die Millionen von Tierleben, die du genommen hast.  

…die Wellen von kochender Bronze sind stürmisch, die lodernde Masse vergangener Taten ist sengend heiß und die Boten von Yama haben nur wenig Erbarmen. Die Haltung des Dharmaraja ist überaus streng, die Waffen vergangener Taten sind spitz und scharf, und die schwarzen Winde vergangener Taten sind äußerst mächtig.”